Im Gesang der Erd- und Luftgeister erscheint Faust Marguerites Bild, der wilde Chor der Fürsten der Finsternis und Dämonen kommentiert Fausts Höllenfahrt und Verdammnis, die Fausts Ende bei Goethe konträr entgegensteht, und die Schar der Engel preist glockenhell Marguerites Erlösung. Trotz all seiner Theatralik schrieb Berlioz das Werk ausdrücklich für den Konzertsaal, möglicherweise um der Imagination der Hörerinnen und Hörer die Freiheit zu lassen, ihre jeweils eigene fantastische Welt heraufzubeschwören.
In der Oldenburger Erstaufführung soll diese durch die hochatmosphärische abstrakte Bilderwelt des Videokünstlers Christoph Girardet noch weiter inspiriert werden. Christoph Girardet zählt zu den profiliertesten Künstlern, die das Kino zu ihrem Gegenstand machen. Er verwendet sowohl zufällig gefundenes wie auch intensiv recherchiertes Fremdmaterial („found footage“) aus den sich beständig erweiternden Archiven der Filmgeschichte. Reduktionen, Auslassungen und Wiederholungen kennzeichnen seine Collagen, die neue Bedeutungsebenen entfalten und die bis an die Grenzen des Mediums vordringen.
Libretto vom Komponisten und Almire Gandonnière | nach ‚Faust. Der Tragödie erster Teil‘ von Johann Wolfgang von Goethe
in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Oldenburger Erstaufführung | Konzertante Aufführung mit Video
Musikalische Leitung: Vito Cristofaro
Video: Christoph Girardet
Mit: Ann-Beth Solvang (Marguerite), Ill-Hoon Choung (Brander), Jason Kim / Zoltan Nyári (Faust), Kihun Yoon (Méphistophélès)
Die nächste Vorstellung im Oktober: Di 30.10.
Bild: Hector Berlioz