Das Buch versucht, die skizzierten Fragen in zwei großen Abschnitten zu beantworten. Ein einleitender Teil führt in die wichtigsten Aspekte des Festivals ein, besonders mit Blick auf ästhetische und kulturpolitische Dimensionen. Der zweite Teil beleuchtet in fünf großen Kapiteln die einzelnen Intendanzen von Mortier bis Simons, wobei die jeweiligen Festival-Leiter, soweit möglich, auch selbst zu Wort kommen. Zu jeder Phase gib es resümierende Beiträge, welche grundlegende Konzepte der jeweiligen Intendanzen vermitteln. Kommentare und Statements von beteiligten Künstlern liefern die Innenperspektive; Essays erinnern an herausragende Inszenierungen. Zum Abschluss gibt Stefanie Carp als neue Intendantin der Ruhrtriennale einen Ausblick auf die kommenden drei Festivaljahre.
Der Band kombiniert ganz unterschiedliche Beiträge, subjektive Standpunkte und Meinungen, Innen- und Außenwahrnehmungen, und er verbindet das geschriebene Wort mit einer reichen visuellen Erinnerungsspur aus Fotos und Skizzen. Dabei sind renommierte Fotografen und Kulturjournalisten ebenso beteiligt wie Angehörige des Instituts für Theaterwissenschaft der Ruhr-Universität, in dem das Publikationsprojekt entwickelt wurde – auf der Grundlage einer langen Erfahrung mit Theaterjahrbüchern („Theater über Tage“, „Schauplatz Ruhr“). Die vier Herausgeber gehören dem Institut in unterschiedlichen Funktionen an. Im redaktionellen Prozess wurde sorgfältig darauf geachtet, die jeweiligen Texte auch einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Das Buch ist dem Gedenken an Gerard Mortier gewidmet und will zugleich all diejenigen ehren, welche die Ruhrtriennale zu einem der innovativsten „Festivals der Künste“ ausgebildet haben – im europäischen Maßstab. Wir haben versucht, deutlich zu machen, dass es bei der Ruhrtriennale auch um einen politischen Prozess von großer Tragweite für das Ruhrgebiet geht. Sie ist Teil des großangelegten Versuches, der von der IBA in den neunziger Jahren begonnen wurde, der Region ein neues Selbstbewusstsein zu schaffen. Die Arbeit an diesem Buch deckte das besondere Zusammenwirken künstlerischer und politischer Prozesse an vielen Stellen auf – nicht im Sinne der Beschwörung eines Mythos Ruhr, sondern im Sinne einer kulturellen Vitalisierung der historischen Orte.