Den Stoff entnahm er einer französischen Rettungsoper, die ihrerseits auf eine wahre Begebenheit zurückgeht: Die Frau eines politischen Häftlings schleicht sich als Mann verkleidet in das Hochsicherheits-Gefängnis ein, wo ihr Gatte festgehalten wird. Es gelingt ihr, das Vertrauen des Kerkermeisters zu gewinnen und den Gefangenen vor dem sicheren Tod zu retten. So sehr Beethoven diese Geschichte mit ihren gewaltigen Möglichkeiten für dramatische Situationen angezogen haben mag, so weit dürfte die Dramatisierung, die ihm seine Librettisten lieferten, hinter den Erwartungen zurückgeblieben sein. Wo der Komponist nach einer Form suchte, um seinen politischen Überzeugungen Ausdruck zu verleihen, boten ihm seine Textfabrikanten nur konventionelle Dutzendware und konnten auch nichts anderes bieten.
Aber Beethoven ließ nicht von seinem Plan und schuf eine Komposition, die die Qualität des Librettos weit überstieg und dem Singspieltext alle Harmlosigkeit austrieb. Eine Musik, die in jedem Takt von Beethovens Vision einer befreiten Menschheit spricht. Unübersehbar sind die Brüche in der – gelegentlich skurrile Züge tragenden – Mischung aus Sing-Spiel, Ideen-Drama, psychologischem Kammerspiel und Oratorium, die 1814 uraufgeführt wurde.
Doch es wäre falsch, darin einen Makel des Werkes zu sehen. Denn eben diese Brüche machen die Oper durchlässig für die Erfahrungen der Geschichte. In der Konfrontation mit diesen Erfahrungen bewährt sich Beethovens utopischer Traum von bedingungsloser und aufopferungsfreudiger Liebe, die Impulsgeber und Garant einer menschheitsbefreienden Umwälzung sein kann, als beunruhigende Mahnung und hoffnungsstiftende Projektion besserer Möglichkeiten zugleich.
Musikalische Leitung ... Carl St. Clair
Inszenierung ... Benedikt von Peter
Bühnenbild ... Natascha von Steiger
Kostüme ... Katrin Wittig
Dramaturgie ... Werner Hintze
Chöre ... Thomas Riefle
Licht ... Franck Evin
Sounddesigner ... Tamer Fahri Özgönenc
Don Fernando ... Günter Papendell
Don Pizarro ... Carsten Wittmoser
Florestan ... Will Hartmann
Leonore ... Ann Petersen
Rocco ... Jens Larsen
Marzelline ... Maureen McKay
Jaquino ... Christoph Späth
1. Gefangener ... Yuhei Sato
2. Gefangener ... Hans-Jörg Bertram
Extra-Chor ... Ernst Senff Chor Berlin
Weitere Aufführungen
01. | 05. | 09. | 14. | 20. | 23. | 28. Mai
27. Juni
07. | 17. Juli