Heterosex und Beziehungsstress sind neben Alkohol, Machogehabe, Langeweile und Zukunftsfrust anerkannte Normalität. Bis plötzlich Jorgos, der Gastarbeiter, mitten in diese Dorfclique platzt. Elisabeth hat ihn neu eingestellt. Jorgos soll für sie Wundertüten produzieren. Dieser Gastarbeiter also stellt die Welt der Einheimischen auf den Kopf, alleine deshalb, weil er fremd ist, neu und anders. Und weil sich das Fremde bekanntermaßen am besten dazu eignet, die eigenen Wünsche und Sehnsüchte zu projizieren, brechen innerhalb kürzester Zeit bei den Frauen sexuelle und emotionale Sehnsüchte aus, die von den Männern mit Eifersucht und Aggression beantwortet werden.
Der Fremde spaltet die Gruppe – und wird zur Projektionsfläche, an der sich Zukunftsangst, Fremdenfeindlichkeit und Abgrenzung entladen. Mit „Katzelmacher“ schuf der Autor einen kraftvollen, hochaktuellen Text, der, vielfach ausgezeichnet, heute zu seinen weltweit meistgespielten Theaterstücken gehört.
Rainer Werner Fassbinder verdiente anfangs seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten. Er nahm Schauspielunterricht, bestand die Aufnahmeprüfung an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin jedoch nicht. Daraufhin schloss er Engagements in verschiedenen Theatergruppen Münchens ab. 1968 gründete er sein "antiteater" (ohne h), wofür er dann auch Bühnenstücke schrieb.
1969 drehte Fassbinder seine ersten beiden abendfüllenden Kinofilme: "Liebe ist kälter als der Tod" sowie "Katzelmacher". 1971 gründete er mit anderen Regisseuren den "Filmverlag der Autoren". 1974/75 leitete er das "Theater am Turm" (TaT) in Frankfurt am Main. Er schrieb Fernsehgeschichte mit der fünfzehnstündigen, (14 Teile), Verfilmung des Döblin - Romans "Berlin Alexanderplatz". Am 10. Juni 1982 wurde Fassbinder mit 37 Jahren tot in seiner Wohnung gefunden. Vermutlich hatte er sich das Leben genommen. Während seines viel zu kurzen Lebens verfasste er siebzehn Theaterstücke, inszenierte vierundvierzig Filme, schrieb ebenso viele Drehbücher, spielte in zahlreichen Filmen und produzierte fünf Filme. Bei zwei Filmen stand er hinter der Kamera und zeichnet bei fünfzehn Filmen für den Schnitt verantwortlich. Um Fassbinders Werk zu pflegen, gründete seine Mutter die Fassbinder Foundation.
Regie führt Isabel Osthues bei der Heidelberger Neuinszenierung. Nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Phonetik ist sie seit 1997 als freie Regisseurin tätig. Sie inszenierte u. a. am Nationaltheater Mannheim, am Theater in Bremen, am Schauspiel Stuttgart und war Hausregisseurin am Schauspielhaus Zürich bei Christoph Marthaler. Des Weiteren arbeitete sie am Schauspielhaus Bochum, am Maxim Gorki Theater Berlin, von 2002 bis 2007 regelmäßig am Thalia Theater Hamburg, am Hans-Otto-Theater in Potsdam, am Luzerner Theater, an der Comédie française in Paris und am Staatstheater Wiesbaden. Ihre Arbeiten umfassen Stücke von Gegenwartsautoren wie Sybille Berg, Gesine Danckwart, Biljana Srbljanovic, Jan Neumann, Elfriede Jelinek sowie auch Klassiker wie Büchner, Tennessee Williams oder Bertolt Brecht. Zuletzt arbeitete sie am Staatstheater Wiesbaden, am Theater Luzern sowie am Hans-Otto-Theater Potsdam.
Regie Isabel Osthues
Bühne und Kostüme Mascha Schubert
Komposition Timo Willecke
Kampfchoreografie Jan Krauter
Dramaturgie Lene Grösch
Helga Elena Nyffeler
Gunda Lisa Förster
Elisabeth Viola Pobitschka
Marie Josepha Grünberg
Ingrid Nanette Waidmann
Paul Fabian Oehl
Jorgos Dominik Lindhorst
Bruno Florian Mania
Erich Jan Krauter
Franz Bertram Maxim Gärtner
Weitere Termine
Fr 20.02.2015, 20.00 Uhr
Mo 23.02.2015, 20.00 Uhr
Di 24.02.2015, 20.00 Uhr
Mi 25.02.2015, 20.00 Uhr
So 8.03.2015, 19.00 Uhr
Do 19.03.2015, 20.00 Uhr
Mo 6.04.2015, 19.00 Uhr
Di 19.05.2015, 20.00 Uhr
Sa 23.05.2015, 20.00 Uhr
Mi 10.06.2015, 20.00 Uhr
Fr 10.07.2015, 20.00 Uhr
Der Vorverkauf läuft. Tickets: www.theaterheidelberg.de oder an der Theaterkasse in der Theaterstr. 10; Kartentelefon: 06221 |5820 000