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"Katzelmacher" von Rainer Werner Fassbinder im Theater Heidelberg

Premiere Fr 13.02.2015, 20.00 Uhr, Zwinger1. -----

Ein Vorort, eine Dorfkneipe, neun Menschen, die sich von Kindesbeinen an kennen: Bruno arbeitet für Elisabeth, Marie ist mit Erich zusammen, Paul mit Helga, Franz muss für ein bisschen Sex mit Ingrid schon bezahlen und Gunda ist ganz alleine – und natürlich lassen sie das alle spüren.

Heterosex und Beziehungsstress sind neben Alkohol, Machogehabe, Langeweile und Zukunftsfrust anerkannte Normalität. Bis plötzlich Jorgos, der Gastarbeiter, mitten in diese Dorfclique platzt. Elisabeth hat ihn neu eingestellt. Jorgos soll für sie Wundertüten produzieren. Dieser Gastarbeiter also stellt die Welt der Einheimischen auf den Kopf, alleine deshalb, weil er fremd ist, neu und anders. Und weil sich das Fremde bekanntermaßen am besten dazu eignet, die eigenen Wünsche und Sehnsüchte zu projizieren, brechen innerhalb kürzester Zeit bei den Frauen sexuelle und emotionale Sehnsüchte aus, die von den Männern mit Eifersucht und Aggression beantwortet werden.

 

Der Fremde spaltet die Gruppe – und wird zur Projektionsfläche, an der sich Zukunftsangst, Fremdenfeindlichkeit und Abgrenzung entladen. Mit „Katzelmacher“ schuf der Autor einen kraftvollen, hochaktuellen Text, der, vielfach ausgezeichnet, heute zu seinen weltweit meistgespielten Theaterstücken gehört.

 

Rainer Werner Fassbinder verdiente anfangs seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten. Er nahm Schauspielunterricht, bestand die Aufnahmeprüfung an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin jedoch nicht. Daraufhin schloss er Engagements in verschiedenen Theatergruppen Münchens ab. 1968 gründete er sein "antiteater" (ohne h), wofür er dann auch Bühnenstücke schrieb.

 

1969 drehte Fassbinder seine ersten beiden abendfüllenden Kinofilme: "Liebe ist kälter als der Tod" sowie "Katzelmacher". 1971 gründete er mit anderen Regisseuren den "Filmverlag der Autoren". 1974/75 leitete er das "Theater am Turm" (TaT) in Frankfurt am Main. Er schrieb Fernsehgeschichte mit der fünfzehnstündigen, (14 Teile), Verfilmung des Döblin - Romans "Berlin Alexanderplatz". Am 10. Juni 1982 wurde Fassbinder mit 37 Jahren tot in seiner Wohnung gefunden. Vermutlich hatte er sich das Leben genommen. Während seines viel zu kurzen Lebens verfasste er siebzehn Theaterstücke, inszenierte vierundvierzig Filme, schrieb ebenso viele Drehbücher, spielte in zahlreichen Filmen und produzierte fünf Filme. Bei zwei Filmen stand er hinter der Kamera und zeichnet bei fünfzehn Filmen für den Schnitt verantwortlich. Um Fassbinders Werk zu pflegen, gründete seine Mutter die Fassbinder Foundation.

 

Regie führt Isabel Osthues bei der Heidelberger Neuinszenierung. Nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Phonetik ist sie seit 1997 als freie Regisseurin tätig. Sie inszenierte u. a. am Nationaltheater Mannheim, am Theater in Bremen, am Schauspiel Stuttgart und war Hausregisseurin am Schauspielhaus Zürich bei Christoph Marthaler. Des Weiteren arbeitete sie am Schauspielhaus Bochum, am Maxim Gorki Theater Berlin, von 2002 bis 2007 regelmäßig am Thalia Theater Hamburg, am Hans-Otto-Theater in Potsdam, am Luzerner Theater, an der Comédie française in Paris und am Staatstheater Wiesbaden. Ihre Arbeiten umfassen Stücke von Gegenwartsautoren wie Sybille Berg, Gesine Danckwart, Biljana Srbljanovic, Jan Neumann, Elfriede Jelinek sowie auch Klassiker wie Büchner, Tennessee Williams oder Bertolt Brecht. Zuletzt arbeitete sie am Staatstheater Wiesbaden, am Theater Luzern sowie am Hans-Otto-Theater Potsdam.

 

Regie Isabel Osthues

Bühne und Kostüme Mascha Schubert

Komposition Timo Willecke

Kampfchoreografie Jan Krauter

Dramaturgie Lene Grösch

 

Helga Elena Nyffeler

Gunda Lisa Förster

Elisabeth Viola Pobitschka

Marie Josepha Grünberg

Ingrid Nanette Waidmann

Paul Fabian Oehl

Jorgos Dominik Lindhorst

Bruno Florian Mania

Erich Jan Krauter

Franz Bertram Maxim Gärtner

 

Weitere Termine

Fr 20.02.2015, 20.00 Uhr

Mo 23.02.2015, 20.00 Uhr

Di 24.02.2015, 20.00 Uhr

Mi 25.02.2015, 20.00 Uhr

So 8.03.2015, 19.00 Uhr

Do 19.03.2015, 20.00 Uhr

Mo 6.04.2015, 19.00 Uhr

Di 19.05.2015, 20.00 Uhr

Sa 23.05.2015, 20.00 Uhr

Mi 10.06.2015, 20.00 Uhr

Fr 10.07.2015, 20.00 Uhr

 

Der Vorverkauf läuft. Tickets: www.theaterheidelberg.de oder an der Theaterkasse in der Theaterstr. 10; Kartentelefon: 06221 |5820 000

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