Die Vertonung dieses Stoffes durch Jules Massenet, mit der er sich zur lyrischen Tradition der Opéra-comique des 19. Jahrhunderts bekannte und zu Lebzeiten eine große Reputation sicherte, wurde nach seinem Tod eine Zeit lang als sentimental abgetan und in der Beachtung deutlich hinter der kurz darauf entstandenen ungestüm-leidenschaftlicheren »Manon Lescaut« des Italieners Giacomo Puccinis eingeordnet.
Erst zum Ende des 20. Jahrhunderts besann man sich wieder auf die besondere Qualität dieser im besten Sinne »französischen« Partitur, die mit der ihr eigenen Subtilität und flexiblen Wort-Klang-Feinzeichnung atmosphärische und psychologische Stimmungsbilder auf das Genaueste vermittelt – und dabei nicht zuletzt ein großes Fragezeichen hinter die im Fokus der Betrachtung stehende Liebesgeschichte setzt.
Manon liebt den ihr ergebenen Des Grieux, mit dem sie vor dem Kloster flieht und für kurze Zeit in wilder Ehe zusammenlebt, doch vor allem liebt sie es, beachtet zu werden und sich in den Blicken anderer zu sonnen. Sie besitzt die Gabe, mit ihrer Erscheinung zu glänzen und zahlungskräftige Männer dazu zu bringen, die Rechnungen zu begleichen. Die Momente der Bewunderung, die man ihr zollt, sammelt sie wie Trophäen, doch die Zeit ihrer Triumphe auf diesem Feld – etwa als gefeierte Schönheit auf der Promenade Cours de la Reine – währt nicht lange. Am Ende, wenn sie auf dem Weg in die Deportation auf einer Landstraße im Sterben liegt, ist es wieder (der mittellose) Des Grieux, der sie in den Armen hält – jener Mann, der für sie alles aufs Spiel gesetzt hat und am Ende mit ihr alles verliert.
Musikalische Leitung Claude Schnitzler
Inszenierung Johannes Erath
Bühne Herbert Murauer
Kostüme Gesine Völlm
Licht Nicol Hungsberg
Chorleitung Sierd Quarré
Dramaturgie Georg Kehren
Mit
Zuzana Marková / Netta Or* › Manon (*am 11. März und 2. April)
Menna Cazel › Poussette
Marta Wryk › Javotte
Dara Savinova › Rosette
Atalla Ayan / Jeongki Cho* › Chevalier des Grieux (*am 11. März und 2. April)
Nikolay Didenko › Graf des Grieux, Dessen Vater
Wolfgang Stefan Schwaiger › Lescaut, Manons Cousin
John Heuzenroeder › Guillot de Morfontaine
Insik Choi › De Brétigny
Julian Schulzki › Der Wirt
Chor der Oper Köln
Gürzenich-Orchester Köln
Weitere Vorstellungen
Fr., 9. März › 19.30 Uhr
So., 11. März › 18.00 Uhr
D0., 15. März › 19.30 Uhr
Sa., 17. März › 19.30 Uhr
Fr., 23. März › 19.30 Uhr
So., 25. März› 16.00 Uhr
Sa., 31. März › 19.30 Uhr
Mo., 2. April› 18.00 Uhr (zum letzten Mal in dieser Spielzeit)
Bild: Jules Massenet