Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal am Hamburger Thalia Theater "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal am Hamburger Thalia Theater "Jedermann" von Hugo von...

"Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal am Hamburger Thalia Theater

A-Premiere am 19. Oktober um 20 Uhr , B-Premiere am 20. Oktober um 19 Uhr. -----

Wenn Sie jetzt, in diesem Augenblick, die Bilanz Ihres Lebens ziehen müssten – wie fiele sie aus? Wenn Sie heute sterben würden, was bliebe unterm Strich übrig?

 

Diese Frage trifft den wunden Punkt unseres Daseins: Wofür lohnt es sich zu leben? Für Geld und Beruf? Für Familie, Freunde, Liebe? Der „Jedermann“ als literarisches Mysterienspiel antwortet mit christlicher Überzeugung: Es sind die humanistisch-christlichen Werke, die am Ende zählen. Doch welche Gültigkeit hat diese Antwort für den, der vom Glauben abgefallen ist? Dass der Kapitalismus ein unbefriedigender Ersatz sei, wird bereits von Hofmannsthal beklagt. Er thematisiert den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, den damit einhergehenden Sinnverlust und die Entfremdung des Menschen durch die Ausweitung der Geldwirtschaft.

 

Der Mensch der Neuzeit muss sich dem Konflikt zwischen Zugewinn an Individualität und Handlungsfreiheit einerseits und der Frage nach dem rechten Leben andererseits stellen. Dabei spaltet er sich in viele Rollen auf: er ist Aktionär oder Kaufmann und will zugleich Mensch bleiben – ein Widerstreit, der nicht nur in Kaufmannsstädten besonders aktuell ist. Heute ist der moderne Mensch auf die eigene Person zurückgeworfen: Er muss das Göttliche, wenn er es sucht, in sich suchen und alle Figuren seines persönlichen Mysterienspiels aus sich selbst erwachsen lassen. Ebenso wie der Schauspieler Philipp Hochmair, der für diese Solo-Version des „Jedermann“ in einen vielstimmigen Dialog mit sich selbst tritt, schafft die US-amerikanische Musikerin Simonne Jones live mit ihren Instrumenten und ihrer Stimme ein vielstimmiges Orchester.

 

Am Hamburger Thalia Theater wird „Jedermann“, eine Koproduktion des Thalias mit den Salzburger

Festspielen in der Regie von Bastian Kraft, am 19. Oktober Premiere feiern und wird dann im laufenden

Repertoire zu sehen sein. Neben Philipp Hochmair steht ein Shooting Star der internationalen Musikszenem auf der Bühne: die US-Amerikanerin Simonne Jones.

 

 

Philipp Hochmair, seit 2009 Ensemble-Mitglied am Thalia Theater, ist für seine Leistungen als fulminanter „Jedermann“ beim diesjährigen Young Directors Project der Salzburger Festspiele für den NESTROY-Preis nominiert. Der Preis wird am 4. November in einer feierlichen Gala in Wien vergeben. Ebenfalls nominiert sind Gert Voss und Nicolas Ofczarek, beide Ensemblemitglieder am Wiener Burgtheater, Gregor Bloéb vom Theater Josefstadt in Wien sowie Norman Hacker vom Münchner Residenz Theater.

 

Derzeit ist Philipp Hochmair in dem ungewöhnlichen und hochgelobten Kinofilm „Der Glanz des Tages“

zu sehen, der im Rahmen des „Filmfest Hamburg“ gezeigt wurde. Mit dem NESTROY-Preis werden seit dem Jahr 2000 herausragende Leistungen an österreichischen Bühnen ausgezeichnet.

 

Regie Bastian Kraft

Bühne und Video Peter Baur

Kostüme Dagmar Bald

Musik Simonne Jones

Dramaturgie Beate Heine

 

Mit Philipp Hochmair und Simonne Jones

 

Karten 040. 32 81 44 44 / www.thalia-theater.de

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

GLUT UND FEUER -- Jubiläumskonzert 40 Jahre Kammersinfonie im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

1984 wurde dieser für die Region so bedeutende Klangkörper von Peter Wallinger gegründet. Unter der inspirierenden Leitung von Peter Wallinger (der unter anderem bei Sergiu Celibidache studierte)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT LEIDENSCHAFTLICHEM ÜBERSCHWANG -- Richard Wagners "Walküre" mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra konzertant im Festspielhaus/BADEN-BADEN

Wagner hatte die Komposition der "Walküre" im Sommer 1854 begonnen, noch vor der Vollendung der "Rheingold"-Partitur. Der Dirigent Yannick Nezet-Seguin begreift mit dem vorzüglich disponierten…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUFSTAND DER UNTERDRÜCKTEN -- "Farm der Tiere von George Orwell im Schauspielhaus Stuttgart

"Kein Tier in England ist frei!" So lautet das seltsame Motto von George Orwells "Farm der Tiere", die wie "1984" auch irgendwie eine seltsame Zukunftsvision ist. Die Tiere wie Hunde, Hühner, Schafe…

Von: ALEXANDER WALTHER

VERWIRRUNG BIS ZUM SCHLUSS -- "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano im Theater Atelier Stuttgart

Eine geschickt verwobene und raffinierte Handlung präsentiert Vladislav Grakovski in seiner Inszenierung des Kriminalstücks "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano. Spannung, Humor und…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑