EIN SOMMERNACHTSTRAUM, Komödie von William Shakespeare
Shakespeare jongliert im SOMMERNACHTSTRAUM mit drei Welten: der verantwortungslosen Geisterwelt, wo Traum und Illusion die Wirklichkeit bilden, der höfischen Welt, die ihre Wirklichkeit
aus der Illusion schöpft, und der Welt der Handwerker, die aus der Illusion eine groteske Wirklichkeit machen.
Vier von Liebeskummer geplagte junge Menschen flüchten aus dem Korsett des Athener Hoflebens in
die Freiheit der Wälder, wo alle Gesetze der Vernunft außer Kraft gesetzt sind. Dort geraten sie in ein
tolles Karussell der Liebe. Die ganze Nacht werden die Liebenden von Oberon, dem Herrscher des
Elfenvolkes, und dessen Gehilfen Puck an der Nase herumgeführt. Wunsch und Erinnerung, eine vom
Zwang befreite Gegenwart und die Vergangenheit fließen im Zwielicht zwischen Tag und Traum
ineinander. Am Ende erbarmt sich Oberon der Liebenden, er löst alle Verwicklungen und Zaubereien
auf, die Paare finden sich und doch ist nach dieser Zaubernacht alles anders als zuvor. Dieses happy
end stellt einen Augenblick her, der eine - mit leisen Fragezeichen versehene - Perspektive auf Neues,
auf Transformation eröffnet. Die Liebe, der Eros, das Sich-Verfehlen und endliche Sich-Finden der
Paare sind die großen Themen der Komödie, und das in vielfachem Sinn. Im SOMMERNACHTSTRAUM entsteht Bedeutung aus dem Überfluss, dem Übermut, dem Exzess der Fülle, es gibt keinen vorgefertigten Sinn, der Prozess des Bedeutens kommt erst in Gang im Bilderbogen der Komödie, die alle Facetten des Menschlichen entfaltet, entdeckt. Dabei wird der Mensch als ein durch und durch ambivalentes Wesen gesehen, als eine widerspruchsvolle, irrationale Verbindung der verschiedenartigsten, oft rätselhaften Impulse, als ein unergründbares, paradoxes Geschöpf, in dem die größten Gegensätze sich begegnen können.
In Alexander Kubelkas Inszenierung werden die Bedeutungsebenen, die Tiefenschichten des SOMMERNACHTSTRAUMS, die musikalische Sprache, ihre Melodie, ihr Rhythmus zu einem magischen
Spiel. Das Thema der Illusion, das sich im Theaterstück der Handwerker, im Liebesreigen der Paare
probt und erprobt, wird im Bühnenraum immer weiter potenziert, in Rückblenden, Parodien, Verwandlungen, Brechungen. Irrlichternd werden die Fragen nach Grenzverläufen und Übertritten,
zwischen Illusion und Realität, Wortbild und Rätsel zugleich. Dieser SOMMERNACHTSTRAUM eröffnet ein irritierendes, turbulentes Wechselspiel von ferner Nähe, naher Ferne, von verschiedenen Blickebenen, von Zeiten und Räumen. Die Bild- und Textquellen denken, formen weiter, was die Menschheit seit Anbeginn versucht: die irdischen und kosmischen Gesetzlichkeiten und damit auch die Beziehungen zwischen Mikro- und Makrokosmos zu verstehen. Seit je gebären die Geheimnisse des Universums Träume und Visionen, Wunschbilder von Welten. Die schwebenden Shakespeare‘schen Wortkompositionen, ihr Sog werden im Klangraum von Boris Fiala und Viz Michael Kremietz noch einmal entfaltet. Wie im SOMMERNACHTSTRAUM ganz verschiedene Welten ineinander kippen, sich berühren und beeinflussen, so erkundet auch die Musik verschiedene Klangwelten. Naturinstrumente, magisch aufgeladene Töne, verbinden sich mit Arbeitsgeräuschen, mit klassischen Musikinstrumenten wie Violoncello und mit elektronischen und experimentellen Nuancen, Natur und Kunst, Regel und Regelauflösung spielen in diesem Universum - Multiversum mit- und ineinander. Und wir als Betrachtende treten ein in eine Welt, in einen lebendigen Kosmos, der uns hineinzieht, in ein Fest des Lebens, in andere Selbstverständlichkeiten und unwahrscheinliche Wahrheiten.
Regie & Bühne: Alexander Kubelka
Kostüme: Andrea Hölzl
Dramaturgie: Dorothée Bauerle-Willert
Lichtgestaltung: Jürgen Nase
Musik: Viz Michael Kremietz & Boris Fiala
Theseus, Oberon Martin Brachvogel
Hippolyta, Titania Laura Mitzkus
Egeus, Schnock u.a. Wolfgang Pevestorf
Lysander Nico Ehrenteit
Demetrius Sebastien Jacobi
Philostrat, Puck Michael Stange
Hermia Alexandra Maria Nutz
Helena Steffi Staltmeier
Squenz Emanuel Fellmer
Schnauz, Erster Elf Adelheid Bräu
Zettel Stephan Bieker
Flaut Sascha Werginz
Schlucker u.a. Willi Kiesenhofer
Elfen (Jugendclub 10+): Franziska Salzmann, Salome Längle, Julia Bargehr, Anna Tripp
Weitere Vorstellungen: 1.10./8.10./9.10./24.10./26.10./4.11./22.11., jeweils 19.30 Uhr
Schulvorstellungen: 30.9./22.10./23.10., jeweils 10.00 Uhr
Gastspiel-Vorstellung im Stadttheater Lindau: 29.10.2014, 20.00 Uhr
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TITUS
von Jan Sobrie
Mitarbeit von Christina Vandekerckhove und Kopergietery
Aus dem Niederländischen von Eva Maria Pieper
Schauspiel ab 12 Jahren
Trägst du auch die Welt auf den Schultern? Nein, nein, ich schreibe an die Wand. Jung sein ist hardcore. Titus sein ist hardcore. Die ersten Verluste zu verkraften ist hardcore. Zum wegrennen. Aber am Ende ist die Welt doch eine Kugel und alles scheint sich im Kreis zu drehen. Das muss man erstmal verkraften. Titus Andronicus kann das. Dieser römische Held, den sich Titus selbst als Namenspatron auswählt, aus Trotz gegen seinen Vater, der ihn nach seinem Lieblingsschwein benannt hat. Obwohl Titus doch Vegetarier ist. Doch von dem legendären römischen Feldherrn unterscheidet Titus viel. Er ist längst nicht der Held, an dessen Brust alles abprallt. Seine Waffen sind nicht aus hartem Stahlt, sondern blitzschnell dahinfließende Wortspiele, Reime und Sprüche, mit denen er seine Feinde in die Ecke treibt.
Der belgische Autor Jan Sobrie nimmt uns mit seiner Figur an die Hand und stürzt mit uns in die Welt
eines Teenagers, der auf dem Absprung zum Erwachsensein steht. Ein reflektierter Junge, mit einer
schnellen Zunge. Aber eben ein Teenager. Wenn ihm die Welt zu laut wird, taucht er ab ins Wasser oder ins Weltall. Mit dem Verlust seiner Mutter und seiner Oma hat er ebenso zu kämpfen wie sein
Vater. Der eine schweigt, der andere spricht. Und dann ist da noch Tina, seine erste Liebe. Für sie
würde er eine Legion aufstellen, Weinsoße aus Gurken pressen. Sie hat ihn am Haken, kappt aber die
Leine. Ob er will oder nicht. Ein Stück über das Erwachsenwerden, die Last der Verantwortung und die
Angst loszulassen. Und am Ende steht der harte Kern der Wahrheit, oder?
Jan Sobrie wurde 1979 in Gent geboren. Der Belgier studierte Schauspiel an der Theaterschule RITS in
Brüssel. Seit seinem Studienabschluss 2002 arbeitet er als Schauspieler und Regisseur und verfasst
eigene Theaterstücke, in denen er auch selbst spielt. Sein Stück TITUS wurde 2006 für den Belgischniederländischen Theaterfestivalpreis und 2008 für den Deutschen Jugendtheaterpreis nominiert. Sein erfolgreiches Stück ZOLDERING, das er gemeinsam mit Joris van den Brande schrieb und aufführte, wurde für das Theaterfestival 2003 in Brüssel ausgewählt und gewann zudem den dritten
Preis des Autorenfestivals Kaas&Kappes in Duisburg. Weitere Stücke von Jan Sobrie sind zum Beispiel REMEMBER ME und BOMBEN IN DER SUPPE, für die er ebenfalls wichtige Auszeichnungen des belgisch-niederländischen und deutschen Raumes erhielt.
Regie: Marcus Harms
Dramaturgie: Ludwig zur Hörst
Ausstattung: Anne Schaper-Jesussek
Titus: Sascha Werginz
Premiere: Fr, 19. September, 10.00 Uhr, Kleines Haus
TITUS wird im Anschluss als mobiles Stück angeboten.
Buchbar unter info.junges@landestheater.org oder T +43(0)5574 42870 618.