Ein zeitloser Wissenschaftsmythos ist die Geschichte um den Gelehrten Johannes Faust, der in einem Pakt mit dem Teufel seine Jugend wiedererlangt und dafür seine Seele verkauft. Faust ist aber auch der Innbegriff des ewig drängenden Forschers, der in seiner intellektuellen Hybris keine Grenzen kennt. Vor allem dieser Aspekt bietet den zeitgenössischen Bezug, der den Faust Stoff auch in seiner musikalischen Umsetzung von Charles Gounod so aktuell macht. Gleich einem James Bond als „Held der modernen Welt“, scheint es für ihn in seinem Fortschrittstreben keinerlei Grenzen zu geben, besitzt er im Namen der Wissenschaft die Lizenz zu töten. Am Ende ist die Grenze des „Faustischen“ erreicht. Mephistopheles bleibt als Fausts böses alter ego, als seine Schöpfung in der Welt. Gemeinsam mit Margarete, als Verkörperung der vergewaltigten Seele, stellen sie die Extrempole menschlicher Existenz dar.
Mit „Faust“ gelang Charles Gounod eine der erfolgreichen Opern des 19. Jahrhunderts. Sie besticht durch ihre Theaterwirksamkeit, das geschickte Libretto und die unvergesslichen Melodien. Der Musik kommt gleichsam eine sehnsuchtsvolle und erlösende Funktion zu in einer fürchterlichen und hoffnungslosen Welt. Gounod war bei der Uraufführung 1859 bereits 41 Jahre alt und ein etablierter Komponist sakraler und instrumentaler Werke. Aber erst mit „Faust“ kam der Erfolg als Opernkomponist.
Regisseur Hermann Schneider ist seit der Spielzeit 2004/2005 Intendant des Mainfranken Theaters. Nach einem Studium der Germanistik, Philosophie, Musik- und Theaterwissenschaften debütierte er als Opernregisseur 1990 am Stadttheater Aachen. Bis heute führte er in über 40 Inszenierungen an verschiedenen Opernhäusern in Deutschland, Wien und London Regie. Lehraufträge brachten ihn an die Musikhochschulen Köln, Aachen und Düsseldorf, er war Leiter des Opernstudios der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf/Duisburg, kommissarischer Intendant des Stadttheaters Eisenach und Leiter der Opernschule der Hochschule Franz Liszt in Weimar.
In der letzten Spielzeit inszenierte er in Würzburg Verdis „Rigoletto“. Neben Gounods „Faust“ übernahm er in dieser Spielzeit auch die Regie in Peter Shaffers „Amadeus“.