1. "Nachtasyl Stuttgart" von Maxim Gorki und 33 Stuttgarter Bürgern
Textfassung von Jörg Bochow, Volker Lösch und dem Spielensemble
Regie: Volker Lösch, Bühne und Kostüme: Cary Gayler, Dramaturgie: Jörg Bochow
Mit: Dorothea Arnold (Die Ehefrau), Benjamin Grüter (Der Taxifahrer), Matthias Kelle (Der Unterhaltungskünstler), Florian von Manteuffel (Der Banker), Sarah Sophia Meyer (Die Aussteigerin), Sebastian Nakajew (Der Zeitarbeiter), Claudia Renner (Die Frührentnerin), Michael Stiller (Der Unternehmer), Till Wonka (Der Dieb), Minna Wündrich (Die Alleinerziehende), Bijan Zamani (Der Sozialarbeiter) sowie Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger
Bitter wie sein Künstlername (Gorki heißt wörtlich 'bitter' bzw. 'der Bittere') ist die Welt, in die der russische Schriftsteller seine Zuschauer im Jahr 1902 führte. In einem höhlenartigen Kellerraum leben sie - die verarmten Bürger, die Arbeitslosen, die Prostituierten und Diebe, die Moskau und der russische Staat im Übermaß produzierte. Gleichzeitig hat der Alltag in diesem Nachtasyl seine Routine, man schlägt sich durch, so gut es geht. Und obwohl alle im gleichen Keller leben, gibt es Unterschiede. Der junge Dieb Pepel steht ganz oben in der Hierarchie, denn er verfügt über Bargeld. Wassilissa, die junge Frau des Hausbesitzers Kostylew, hat ein Verhältnis mit dem Dieb, der seinerseits ein Auge auf Natascha, Wassilissas jüngere Schwester, geworfen hat. Es wird geliebt, gekämpft und gestorben im Nachtasyl und dabei zerrinnt die Hoffnung, wieder in die Gesellschaft zurückzukommen. Für die Uraufführung hatte sich Konstantin Stanislawski mit den Schauspielern des von ihm gegründeten Künstlertheaters auf den Weg einer soziologischen Recherche in die Moskauer Unterwelt begeben. Die Schauspieler wollten mit ihrer Inszenierung ein möglichst genaues Abbild der damaligen sozialen Verhältnisse herstellen. Volker Lösch und sein Ensemble werden ihrerseits Stuttgarter Bürger aufsuchen und mit ihnen gemeinsam erkunden, wie die Verhältnisse für die Ausgestoßenen, die 'Überflüssigen' im Jahr 2009 aussehen.
"Nachtasyl" ist seit der Berliner Aufführung durch Max Reinhardt im Jahr 1903 der gängige deutsche Titel für Maxim Gorkis Stück 'Na dnje' - 'Auf dem Grunde'. Die Eröffnungsinszenierung im Schauspielhaus ist bereits die elfte Arbeit von Volker Lösch am Schauspiel Stuttgart, in der er sich erneut mit den konkreten Lebensverhältnissen hier und heute auseinandersetzt.
Premiere: Samstag, 26. September 2009, 18.00 Uhr, Depot
2. Uraufführung
La Línea - Die Grenze oder der Traum vom besseren Leben
von Ann Jaramillo
Fassung von Beate Seidel und Catja Baumann
Eine Theatergeschichte für Menschen ab 12 Jahren
Regie: Catja Baumann, Bühne und Kostüme: Anja Koch, Dramaturgie: Beate Seidel
Mit: Bernhard Baier (Javier u.a.), Lisa Bitter (Elena), Jan Krauter (Miguel), Markus Lerch (El Plomero u.a.), Marietta Meguid (Abuelita u.a.), Peter Sikorski (Chuy u.a.)
Endlich ist es so weit! Miguel kann sich auf den Weg nach Norden, über 'la línea' (die Grenze) machen und das ärmliche, langweilige Leben in San Jacinto hinter sich lassen. Endlich hat sein Vater in Kalifornien das nötige Geld zusammengespart, um dem Sohn die schwierige Fahrt zu ermöglichen. Sieben Jahre hat der Traum vom besseren Leben in den USA die Familie schon getrennt. Und nun, an Miguels 15. Geburtstag, soll das anders werden! Aufgeregt und glücklich packt Miguel seinen Rucksack, bereit, sich von allen und allem zu trennen.
Aber er hat nicht mit seiner Schwester Elena gerechnet, die es wie ihn aus San Jacinto weg treibt und ihm folgt. Zusammen müssen die Geschwister die lebensgefährliche Reise auf dem 'mata gente', dem Todeszug, und die qualvolle Durchquerung der Wüste meistern. Und wäre nicht der lebenskluge, alte Javier, bliebe der Traum vom besseren Leben nur eine Fata Morgana, die in der Tod bringenden Wüstenhitze verglüht ...
Ann Jaramillos auf Tatsachen beruhendes Kinderbuch beschreibt aufrüttelnd, komisch und anrührend zugleich den Kampf zweier Kinder um ihr Recht auf eine menschenwürdige Zukunft.
Catja Baumann, 1980 in Tübingen geboren, studierte Theater- und Medienwissenschaft, Geschichte und Pädagogik in Erlangen und absolvierte ein Regiestudium am Mozarteum in Salzburg. Von 2005 bis 2007 war sie Regieassistentin am Theater Heidelberg, wo sie u.a. Regie führte bei der Soap "Friedrichstraße". Von 2007 bis 2009 hat sie als Regieassistentin am SCHAUSPIEL STUTTGART gearbeitet. Nach einer ersten Regiearbeit im Erdgeschoss eröffnet sie nun mit "La Línea" die Spielzeit im Depot.