Seine tablettenabhängige Frau Violet lässt er in der Obhut einer neu engagierten Haushaltshilfe zurück. Zur Familie, die auf das Verschwinden des Patriarchen hin aus allen Teilen der Vereinigten Staaten anreist, gehören Tochter Barbara mit ihrem geschiedenen Mann Bill und Enkeltochter Jean, Tochter Karen mit ihrem neuen Freund Steve, Tochter Ivy, Tante Mattie Fae, Onkel Charlie und ihr fast vierzigjähriger Sohn Charles. Die Konflikte, die im Haus der Westons, irgendwo in dem heißen, platten Nichts – der Prärie von Oklahoma – nun unweigerlich aufbrechen, sind so vielfältig und werden mit solcher Erbitterung ausgetragen, dass keines der versammelten Familienmitglieder den Ort unbeschadet verlässt. Verwandtschaft, mag man sich im Verlauf dieses emotionalen Gemetzels fragen, wozu ist die überhaupt gut?
Die Antwort des Stückes fällt nüchtern aus: »Falls man mal ne Niere braucht.« Dass am Ende allein die indianische Haushaltshilfe Johnna vom Stamm der Cheyenne, eine Ureinwohnerin der Prärie, in der Lage ist, die elementaren Funktionen des ehemaligen Professorenhauses Weston aufrecht zu erhalten, gehört zu den bösen Pointen dieses Stücks.
Dem Schauspieler und Autor Tracy Letts gelingt durch eine Mischung aus Tragikomödie und Well-Made-Boulevard ein faszinierendes Gemälde des Niedergangs einer weißen amerikanischen Mittelklassefamilie. Sein 2007 in Chicago uraufgeführtes Stück (engl. Titel: »August: Osage County«) gewann den begehrten Pulitzer Preis und gilt schon jetzt in Deutschland als eines der erfolgreichsten Stücke dieser Saison.
Regie Tina Lanik
Bühne Magdalena Gut
Kostüme Su Sigmund
Dramaturgie Christian Tschirner
Mit Carolin Eichhorst, Iris Erdmann, Beatrice Frey, Susana Fernandes Genebra, Janko Kahle, Wolf List, Dominik Maringer, Oliver Nägele, Oscar Olivo, Hanna
Scheibe, Catherine Stoyan