Um es gleich vorwegzunehmen: Bei der Inszenierung des polnischen Regisseurs Janusz Wiśniewski erwartet den Zuschauer etwas ganz anderes.
Der Regisseur, der gleichzeitig auch der Autor einer neuen Fassung ist, hat das Thema der weltbekannten Moralität Jedermann als Ausgangspunkt genommen, um eine eigene Geschichte zu erfinden. Im Vordergrund stehen dabei gewaltige Theaterbilder, deren poetische Kraft durch die eingängige Musik des Komponisten Jerzy Satanowski unterstützt wird.
Janusz Wisniewski greift in seiner Arbeit auf eine Fülle von Texten zu – Bekanntes und weniger Bekanntes aus der Weltliteratur (u.a. Shakespeare, Robert Frost, Marina Zwetajewa und eigene Texte) – sowie auf ein beeindruckendes Figurenarsenal: bekannte Persönlichkeiten des modernen Lebens wie Steve Jobs, Michel Houellebecq oder Max Beckmann und erfundene Figuren wie „Der alte Mann im Schnee“. Diese lässt er in unterschiedlichen Konstellationen aufeinandertreffen. In einem unwirtlichen Gasthaus begegnen sich diese seltsamen Gestalten, die auf der Pilgerreise des Lebens auf der Suche nach den letzten Dingen hier gestrandet sind, ein jeder von ihnen ein „Jedermann“. Der teils formale und teils realistische Regie-Zugriff garantiert einen ungewöhnlichen Theaterabend.
Der 62-jährige Janusz Wiśniewski gehört zu den renommiertesten Regisseuren Polens. Er studierte zunächst Literatur, bevor er an der Theaterakademie in Warschau das Regiefach erlernte. Von 1979 bis 1988 arbeitete er regelmäßig am Nowy Teatr in Poznan, dessen künstlerischer Leiter er war. Neben Arbeiten von Autoren wie Juliusz Słowacki, Zbigniew Rudziński, Goethe und Shakespeare entstanden zahlreiche Inszenierungen seiner eigenen Stücke. Regelmäßig inszenierte er auch in anderen Theatern in Polen sowie an der Oper. Seit 1989 ist Janusz Wisniewski auch als Regisseur in Deutschland bekannt, er inszenierte an den Staatstheatern Kassel und Mainz, am Schauspiel Bonn, am Düsseldorfer Schauspielhaus und in Meiningen. Zahlreiche seiner Inszenierungen wurden zu internationalen Festivals eingeladen und mit Preisen ausgezeichnet. Seine Inszenierung „Arche Noah. Das neue Ende von Europa“ (2008) war eine Koproduktion mit Theatern aus sechs verschiedenen Ländern (Österreich, Israel, Kosovo, Deutschland, Italien und Polen), die 2010 im Rahmen der Internationalen Maifestspiele auch in Wiesbaden gezeigt wurde.
Regie/ Bühne/ Kostüme Janusz Wiśniewski
Musik Jerzy Satanowski
Dramaturgie Anika Bárdos
Mit: Susanne Bard, Franziska Beyer, Franziska Werner, Magdalena Wiedenhofer; Michael von Burg, Fabian Döring, Frank Köbe, Benjamin Krämer-Jenster, Georg Metzler, Martin Müller, Tobias Randel, Bernd Ripken, Jörg Zirnstein
Weitere Vorstellungen: 22. und 25. März, 19.30 Uhr