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Durch Leiden zur Erlösung - Parsifal von Richard Wagner in der Deutschen Oper am Rhein

Hier klirren keine Ritterrüstungen, in Michael Thalheimers Inszenierung von "Richard Wagners "Parsifal" für die Deutsche Oper am Rhein in Koproduktion mit dem Grand Théâtre de Genève geht es minimalistisch zu. Das Bühnenbild besteht aus großen, grauen Wandblöcken, die Gralsburg ist nüchtern, karg, zeit- und ortlos. Kittelartige Gewänder, mit Blut getränkt, auf die permanente Wundblutung des Amfortas hinweisend, haben fast mönchischen Charakter. Auch der Gral wird nicht in realiter präsentiert, sondern durch Licht räumlich evoziert, dadurch mystisch erhöht.

 

Copyright: Andreas Etter

Der Gralsritter Amfortas leidet an einer Wunde, die ihm durch die Lanze Christi zugefügt wurde und beständig blutet. Christliche Symbolik von Blut und Wunden weidet Thalheimer gründlich aus und so lässt er Amfortas in der Nachfolge Christi wie Jesus am Kreuz hängen. Auch die Wände werden mehr und mehr blutverschmiert. Es scheint, als ob hier eine Anleihe beim Künstler Hermann Nitsch genommen wurde, der mit realem Tierblut in Verbindung mit religiösen Inhalten Mysterien-Orgien feierte, um durch Ekel und Abscheu eine Katharsis bei den Zuschauern zu bewirken und sie zur Reflexion über verdrängte Themen wie Blut und Tod anzuregen. Auch Thalheimer bringt in Richard Wagners Bühnenweihfestspiel das ganze brutale Ausmaß des Leidens ins Bewusstsein.

Parsifal ist der Welt entzogen aufgewachsen und daher ein "reiner Tor" geblieben. Er hat einen Schwan getötet und steht jetzt in Rippunterwäsche, an einen Babystrampler erinnernd, vor der Tür der Gralsburg. Eigentlich wird er erwartet, um für Amfortas und die Ritter Erlösung zu bringen, aber er ist dann doch zu unbedarft und muss erst in die Welt ziehen, um Erfahrungen zu sammeln und Mitleid zu lernen. Er begibt sich auf eine Irrfahrt. Am Ende gelangt er in Klingsors Zaubergarten, wo er von Blumenmädchen mit verrutschten Culs de Paris empfangen wird. Durch Kundrys Kuss wird er erweckt und erlangt auch endlich die Lanze Christi für die Gralschaft zurück. Kundry ist hier nicht nur heilkundige Zauberin, sondern auch verführerische Frau. An einem Karfreitag kehrt Parsifal zurück und wird endlich in die Gralbruderschaft aufgenommen. Amfortas wird von seinen Leiden erlöst und nach seinem Tod wird Parsifal König der Gralsritter. In seinem etwas zu großen Anzug und mit Clownsgesicht wirkt er etwas überfordert. Thalheimers Parsifal ist kein strahlender Held, sondern tatsächlich ein Naivling, der nicht weiß, wie ihm geschieht.

"Parsifal" ist streckenweise etwas handlungsarm, Thalheimer versucht das nicht zu kaschieren, sondern bleibt ganz gradlinig bei seinem minimalistischen Konzept mit einer eindrucksvollen Bildsprache und Lichtführung.

Überschwänglich wurden Daniel Frank als Parsifal, Sarah Ferede als Kundry, Hans-Peter König als Gurnemanz, Joachim Goltz als Klingsor, sowie der Dirigent Axel Kober und die Düsseldorfer Symphoniker gefeiert.

Musikalische Leitung: Axel Kober
Inszenierung: Michael Thalheimer
Bühne: Henrik Ahr
Kostüme: Michaela Barth
Licht: Stefan Bolliger
Chorleitung: Gerhard Michalski
Dramaturgie: Bettina Auer/Anna Grundmeier

Parsifal: Daniel Frank
Gurnemanz: Hans-Peter König
Kundry: Sarah Ferede
Amfortas: Michael Nagy
Klingsor: Joachim Goltz
Titurel: Luke Stoker
Erster Gralsritter: Andrés Sulbarán
Zweiter Gralsritter: Žilvinas Miškinis
1. Knappe: Bogdana Bevziuk
2. Knappe: Verena Kronbichler
3. Knappe: Nils Sandberg
4. Knappe: Johannes Preißinger
Blumenmädchen 1/1: Elena Sancho Pereg
Blumenmädchen ½: Mara Guseynova
Blumenmädchen 1/3: Alexandra Yangel
Blumenmächen 2/1: Lavinia Dames
Blumenmädchen 2/2: Anke Krabbe
Blumenmädchen 2/3 / Stimme aus der Höhe: Anna Harvey

Chor der Deutschen Oper am Rhein
Düsseldorfer Symphoniker

Premiere Sonntag, 17. September 2023

 

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