Jonathan Peachum, Boss einer Bettlermafia, treibt seinen erfolgreichen Handel mit der Beratung und Ausstattung der Ärmsten und setzt auf das schlechte Gewissen der Menschen. Gangsterboss Mackie Messer dagegen hat sich ganz dem dunklen Crime-Business des Raub und Mord verschrieben und ist wegen seiner exzellenten Kontakte zu seinem alten Kriegskameraden Tiger Brown, der oberster Polizeichef Londons ist, gut vernetzt. Doch als Mackie Peachums Tochter Polly heiratet, kommt es zur Auseinandersetzung der beiden erfolgreichen Geschäftsmänner.
Eine Oper für arme Leute
Die Kunstform Oper steht bis heute im Verdacht, eine elitäre Veranstaltung für das Bildungsbürgertum zu sein. Wie die Haltung des Publikums ist, das eine Oper besucht und ob sich diese Haltung ändern lassen kann, zielt auf die zentrale Frage nach der Möglichkeit, mit Kunst, in diesem Fall Musiktheater,
gesellschaftliche Themen zu reflektieren und politische Inhalte auf einer Bühne zur Rede zu stellen.
Als Bertolt Brecht und Kurt Weill 1928 ihre kapitalismuskritische „Dreigroschenoper“ schreiben, ist eine
Idee, diese so prunkvoll zu denken, „wie nur Bettler sie erträumen“ und gleichzeitig soll die Oper „so
billig sein, dass Bettler sie bezahlen können“. Brecht und Weill entwickeln in Text und Musik der „Dreigroschenoper“ eine erfolgreiche Demonstration des epischen Theaters, dessen dramaturgische Neuerungen das Ziel haben, die dramatische Illusion durch kommentierende Eingriffe zu unterbrechen und das menschliche Verhalten als ein von ökonomischpolitischen Verhältnissen abhängiges, aber unter Umständen veränderbares zu zeigen. Dafür steht Brechts Slogan „Glotzt nicht so romantisch!“ Die Musik arbeitet in diesem Zusammenhang so, dass sie, „gerade indem sie sich rein gefühlsmäßig gebärdete und auf keinen der üblichen narkotischen Reize verzichtete“, die bürgerlichen Ideologien enthüllt.
Die Texte und Songs der „Dreigroschenoper“ verweisen sehr explizit auf die Verlogenheit der
bürgerlichen Moral, der Homo oeconomicus folgt streng seinem Eigennutz, der alles Tun auf die materielle Rationalität legt: „Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm!“ Das epische Theater Brechts hat ein hauptsächliches Interesse, Szenen herauszuarbeiten, die zeigen, wie sich die Menschen zueinander verhalten. Und hier folgen Brecht und Weill, dem von Thomas Hobbes formulierten „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“. So wird das „Alle gegen alle!“- und „Zerstöre deinen Nächsten!“- Prinzip zur Normaltemperatur eines hemmungslosen Kapitalismus, wo derjenige, der durchs soziale Netz rasselt, auch noch selbst dafür verantwortlich gemacht wird, es keine Solidarität gibt
und sich alle gegenseitig ruinieren.
Antú Romero Nunes, Hausregisseur am Thalia Theater, eröffnet mit der „Dreigroschenoper“ die Spielzeit 2015/2016 und erzählt mit den Mitteln des von Brecht geforderten epischen Theaters über Sex, Crime und Moritat. Antú Romero Nunes, der sein Regiestudium an der von Bertolt Brechts Theatertheorien geprägten Ernst-Busch-Schule in Berlin absolvierte, inszeniert die „Dreigroschenoper“ ganz nah an Brechts Anweisungen für die Schauspieler. So entsteht ein Spiel des Zeigens: „Der Zeigende wird gezeigt, wie er zeigt, dass er das Zeigen zeigt.“
Regie Antú Romero Nunes
Musikalische Leitung Johannes Hofmann
Bühne Florian Lösche
Kostüme Victoria Behr
Dramaturgie Matthias Günther
Franziska Hartmann, Solen Mainguené, Thomas Niehaus, Jörg Pohl, Sven Schelker, Paul Schröder, Katharina Marie Schubert, Victoria Trauttmansdorff
Musiker Eva Barta, Anna Bauer, Carolina Bigge, Jonathan Krause, Christopher Lüers, Natascha Protze,
Kerstin Sund, Anita Wälti
Weitere Vorstellungen am 16., 24. und 25. September jeweils um 20 Uhr
Eintritt Premiere 74 – 29 Euro / ermäßigt 15 Euro
Eintritt weitere Vorstellungen 52 – 20 Euro / ermäßigt 10 Euro
Karten 040. 32 81 44 44 / www.thalia-theater.de