Die beiden spielen miteinander, wollen sich ohne gemeinsame Geschichte begegnen, sich wieder berühren und jenes anfängliche Kribbeln spüren, als man noch ganz fasziniert und ohne Forderungen dem Partner gegenüberstand. Allerdings wird ihr Spiel zunehmend von den antrainierten Verhaltensmustern bestimmt, und die tief ins Bewusstsein eingeschriebenen, gemeinsamen Erfahrungen treten in den Vordergrund ihrer verbalen Auseinandersetzung. Daraufhin ändern sie ihre Spielregeln und beschließen: Von nun an soll nur noch die Wahrheit gesagt werden. Wider Erwarten kommen Er und Sie sich näher und entdecken ihre Sehnsucht nach einander neu. Bis ein unscheinbares Hindernis alles zum Einstürzen bringt.
„Mein Name ist Soundso“ wurde am Stables Theatre Sydney in der Regie des Autors selbst uraufgeführt und 1994 für den renommierten „Green Room Award“ in Melbourne nominiert. Im Gegensatz zu vielen anderen Stücken osteuropäischer Dramatiker konnte sich dieses Stück auch im kommerziell orientierten australischen Theatergeschäft erfolgreich durchsetzen.
Bogdan Koca teilt sein Psychodrama in vier Bilder – Schrank, Tisch, Fußboden, Bett – und legt subtil wie humorvoll Mechanismen langjähriger Beziehungen frei, indem er allseits vertraute Kommunikations- und Verhaltensmuster ins Absurde übersteigert. Dabei gelingt es ihm auf eindringliche Art und Weise, das vermeintlich Private seiner Protagonisten mit dem gesellschaftlichen und politischen Großen und Ganzen zu verweben. Er und Sie wagen einen gemeinsamen Neubeginn und inszenieren für sich und den Zuschauer ein Spiel im Spiel. Dieses durchzuhalten gelingt ihnen aber nicht. Zu dominant sind die Haltungen des Einzelnen, nur allzu notwendig ist die Reibefläche, die der Andere bietet – und so löst sich in Kocas kleinem Kammerstück das Neue letztlich doch wieder im Alten auf.
Bogdan Koca – Autor, Regie und Ausstattung
Der polnische Regisseur, Schauspieler, Dramatiker, Komponist, Bühnen- und Kostümbildner und Dozent Bogdan Koca ist ein Global Player. Er studierte bis 1975 Schauspiel an der Warschauer Theaterakademie, war anschließend am Polnischen Theater in Wrocław engagiert und wurde für seine Darstellungen mit zahlreichen Preisen geehrt. Aus dem sozialistischen Polen emigrierte er Ende der 1970er-Jahre nach Australien.
In Sydney etablierte er 1982 die Thalia Theatre Company und 1998 das Sydney Art Theatre, wo er eigene Stücke ebenso inszenierte wie europäische Dramatik von Shakespeare bis Gombrowicz. Von 1994-1997 war er Leiter des Departments Schauspiel der University of Western Sydney. Für seine schauspielerische Leistung in „Ghosts … of the Civil Dead“ (1988) wurde er für die Australian Film Industry Awards als bester Nebendarsteller nominiert. Nach Polen zurückgekehrt, leitete er von 2009-2013 das Cyprian Kamil Norwid Theater in Jelenia Góra, wo er u. a. Gerhart Hauptmanns „Schwarze Maske“ inszenierte. Am Gerhart Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau realisierte er unter der Schauspielintendanz Carsten Knödlers bereits „Die Zimtläden“ nach dem Roman von Bruno Schulz. Am Schauspiel Chemnitz wird er neben „Mein Name ist Soundso“ in dieser Spielzeit auch Shakespeares „Hamlet“ inszenieren.
Übersetzung von Sybille Uplegger
Regie, Bühne und Kostüme: Bogdan Koca
mit: Ulrike Euen (Sie), Christian Ruth (Er)