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Deutschsprachige Erstaufführung: "Leben und Schicksal" nach dem Roman von Wassili Grossman / in einer Bearbeitung von Armin Petras, Theater Bremen

Premiere am Sonntag, dem 2. Oktober 2022 um 18 Uhr im Theater am Goetheplatz

„Alle Menschen sind vor der Mutter, die ihren Sohn im Krieg verloren hat, schuldig und werden, solange die Geschichte der Menschheit andauern wird, vergeblich versuchen, Freispruch von ihr zu verlangen.“ Grossmans Romanepos „Leben und Schicksal“ spielt mitten im Zweiten Weltkrieg. Zwischen der Realität an der Front in Stalingrad und der in den Konzentrationslagern der Nazis, erzählt Grossman die Geschichte des Physikers Viktor Strum und seiner Familie.

 

 

Hin und her geworfen zwischen Not und Leid, Gewissenskonflikten, Durchkommen, Heldenmut und Mitläufertum: und doch immer wieder widerständig und den eigenen Regeln folgend, so zeichnet er seine Figuren.

Wassili Grossman ist im ukrainischen Berdytschiw aufgewachsen. In der Zeit des Großen Terrors wurde seine Frau verhaftet, Freunde hingerichtet. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 fiel seine jüdische Mutter der „Shoa mit Kugeln“ zum Opfer. Er selbst war als Kriegsreporter in Stalingrad und avancierte durch seine Reportagen zum Kriegshelden. Doch trotz dessen und seiner zeitweisen Linientreue, bleibt er mit seiner Weise zu schreiben und zu denken nicht lang unbehelligt: „Leben und Schicksal“ wird verboten, erst nach Jahrzehnten posthum veröffentlicht.

Auf die Bühne im Theater am Goetheplatz bringt es jetzt als Deutschsprachige Erstaufführung Armin Petras. Er hat aus dem gut tausendseitigen Roman eine Bühnenfassung erarbeitet, die er selbst inszeniert. „Das Projekt war schon vor Jahren geplant, wurde wegen Corona verschoben“, sagt Dramaturg Stefan Bläske. „Seit Putins Angriffskrieg bekommt der historische Stoff eine erschreckende Aktualität und Brisanz durch seine intensive Auseinandersetzung mit Stalinismus und Nationalsozialismus, Krieg und Lagern, Ohnmacht und Verantwortung des Einzelnen in schweren Zeiten.“

Armin Petras studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Als Oberspielleiter arbeitete er am Theater Nordhausen sowie als Hausregisseur am Schauspiel Leipzig. Von 1999 bis 2002 war er Schauspieldirektor am Staatstheater Kassel, im Anschluss daran wurde er als Hausregisseur am Schauspiel Frankfurt engagiert und leitete dort drei Jahre die Spielstätte in der Schmidtstraße. Im Jahr 2006 übernahm er die Intendanz am Maxim Gorki Theater Berlin. In den Spielzeiten 2013/14 bis 2017/18 leitete er als Intendant das Schauspiel Stuttgart. Neben seiner inszenatorischen Tätigkeit ist Petras auch als Autor von Bühnenstücken unter dem Pseudonym Fritz Kater bekannt. Für sein Stück „zeit zu lieben zeit zu sterben“ wurde er 2003 mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet. Für sein Gesamtwerk erhielt Fritz Kater 2008 den Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis. Petras war ab der Spielzeit 2018/19 bis 2021/22 Hausautor und Hausregisseur am Theater Bremen. Er inszenierte in den vergangenen Spielzeiten im Musiktheater u. a. „Anna Karenina“, „Lady Macbeth von Mzensk“, „Die tote Stadt“ und „Jenůfa“, außerdem schrieb er das Libretto für die spartenübergreifende Musiktheaterproduktion „Wahlverwandtschaften“ in der Regie von Stephan Kimmig. Im Schauspiel gab er 2018 seinen Einstand mit „Love you, Dragonfly“ von Fritz Kater, der dafür 2019 den Ludwig-Mülheims-Theaterpreis bekam. Darauf folgten „Lulu – Ein Rock-Vaudeville“, „Schloss Rosmersholm“ von Henrik Ibsen sowie in der letzten Spielzeit „Milchwald“ von Fritz Kater. Seit der Spielzeit 2022/23 leitet Armin Petras – gemeinsam mit Franziska Benack und Philipp Rosendahl – das Schauspiel am Staatstheater Cottbus. In dieser Spielzeit inszeniert Petras im Schauspiel Grossmans „Leben und Schicksal“ und im Musiktheater „Pique Dame“ von Peter I. Tschaikoswsky.

Regie:                                                            Armin Petras
Bühne:                                                           Peta Schickart
Kostüme:                                                       Cinzia Fossati
Musik:                                                            Miles Perkin
Video:                                                            Rafael Ossami Saidy
Licht:                                                             Norman Plathe-Narr
Dramaturgie:                                                Stefan Bläske

Mit:                                                                
Julischka Eichel, Karin Enzler, Robert Kuchenbuch, Ferdinand Lehmann, Siegfried W. Maschek, Timos Papadopoulos, Susanne Schrader, Fania Sorel, Alexander Swoboda, Maria Tomoiaga, Matti Weber, Patrick Balaraj Yogarajan. Musik: Miles Perkin, Johannes Haase.

 

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