Wir wissen nicht, was wir tun sollen und haben doch das sichere Gefühl: Man muss doch was tun. Das ist der Ausgangspunkt für Christian Lollikes „Die Geschichte der Zukunft”.
Fünf SchauspielerInnen wollen darin erfahren: Wie sieht unsere Gegenwart aus? Wie unsere Zukunft? Und was passiert, wenn wir wirklich „weltoffen“ sind? Für dieses Experiment erfinden sie die Geschichte einer Taxifahrerin, bei der Tag für Tag die unterschiedlichsten Menschen in den Wagen einsteigen. Die junge Frau begegnet so der „ganzen Welt” - den Stützen der Gesellschaft aus Politik und Wirtschaft, aber auch jenen, die wir normalerweise von unserem Leben fernhalten wollen: illegalen Flüchtlingen und Asylbewerbern aus den Krisengebieten der Erde. Diese „Gespenster“ lassen die Taxifahrerin nicht mehr los. Dann trifft sie auf einen Kunsthändler und eine Liebesgeschichte beginnt …
Das Theater des dänischen Multi-Talents Christian Lollike steht in der Tradition von Bertolt Brecht, der Theater als kollektives Detektivunternehmen und Spielraum sozialer Phantasie verstand. „Die Geschichte der Zukunft“ liest sich wie eine Fortsetzungsgeschichte von Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ im 21. Jahrhundert. Lollike, eine Art dänischer Christoph Schlingensief, geht aber mit Brecht über Brecht hinaus. Seine Stücke behandeln gesellschaftlich brisante Themen auf der Höhe der Zeit und auf verblüffende Weise spielerisch. »Das Wunderwerk« setzt sich beispielsweise kritisch mit der medialen Inszenierung des Attentats auf das World Trade Center am 11. September 2001 in New York auseinander. Und »Nathan (ohne Titel)« stellt mit Lessings Klassiker »Nathan der Weise« und schwarzem Humor die Frage: Können sich Christen, Juden und Muslime im Menschlichen versöhnen?
2005 wurde Christian Lollike in Dänemark mit dem wichtigsten Theaterpreis des Landes ausgezeichnet. Die Magdeburger Inszenierung der „Geschichte der Zukunft” durch den jungen Regisseur Alexander Marusch ist die deutschsprachige Erstaufführung des Stücks.
Idee und Dramaturgie von Christian Lollike und Solveig Gade
Deutsch von Gabriele Haefs
Regie Alexander Marusch
Bühne/Kostüme Gregor Sturm
Dramaturgie Stefan Schnabel