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MIT GEBALLTER WUCHT -- Neujahrskonzert in der Staatsoper Stuttgart

am 1.1.2025

Wieder einmal zeigte der fulminante Staatsopernchor Stuttgart unter der elektrisierenden Leitung von Manuel Pujol, was in ihm steckt. Unter dem Motto "Viva l'opera!" wurde der Abend mit dem Chor "Wach auf! Es nahet gen den Tag" aus der Oper "Die Meistersinger von Nürnberg" von Richard Wagner eröffnet. Die kontrapunktisch kunstvolle Gestaltungsweise schimmerte auch hier durch. Kai Kluge (Tenor) begleitete dann den Chor "Ah, grazie si rendano" aus "La clemenza di Tito" von Wolfgang Amadeus Mozart. Der römische Kaiser Tito soll am Ende des ersten Aktes nach dem Verrat durch seinen Freund Sesto ermordet werden. Der Staatsopernchor verdeutliche das dramatische Geschehen dieser Opera seria voller Wucht.

Copyright: Matthias Baus: Claudia Muschio

Auch der Chor de la Kermesse "Vin ou biere" aus Charles Gounods Oper "Faust" überzeugte mit Kyung Won Yu (Bass) aks famoser Wagner mit nie nachlassender Emphase. Der feine Nerv für die französische Sprachmelodie ging nicht verloren. Der Chor der Studenten "Drig! Drig! Drig!" aus der Oper "Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach mit Sebastian Bollacher als Hermann (Bass), Heiko Schulz als Luther (Bass) und Ivan Yonkov als Nathanael (Tenor) imponierte zusammen mit dem Staatsopernchor mit hinreissender Melodik und nuancenreicher Charakteristik. Die Arie "Va pour Kleinzach" mit Kai Kluge als Hoffmann (Tenor) und Juan Pablo Marin als Nathanael (Tenor) fesselte ebenfalls mit glutvoller gesanglicher Linienführung und Dämonie. Dann überzeugte das dramatisch gestaltete Vorspiel zum vierten Akt und der Chor "Les voici la quadrille!" aus der Oper "Carmen" von Georges Bizet. Der Staatsopernchor gestaltete das Eifersuchtsdrama mit enormer stimmlicher Präsenz und klanglicher Leuchtkraft.

Bei der Ouvertüre zu Wolfgang Amadeus Mozarts "Hochzeit des Figaro" erwies sich Manuel Pujol als einfühlsamer Dirigent des Staatsorchesters Stuttgart. Der Ausdruck sprudelnder Lebendigkeit ging nicht unter. Der harmonische Wirbel riss die Zuhörer unmittelbar mit. Im Unisono der Streicher und des kichernden Fagotts huschten die Klänge auf den Hörer zu - und nach den leiseren Bläserklängen  brach der Fortissimo-Jubel im Orchester aus. In reizvollem Sforzato tauchten immer neue Themen auf. Aus Giuseppe Verdis Oper "La traviata" erklangen Coro di zingarelle und Coro di mattadori mit Jie Zhang als Flora Bervoix (Alt) und Matthias Nenner als Marchese d'Obigny (Bass). Melos und Rhythmik wuchsen ganz zusammen, der Reichtum der Melodien blühte mit dem Staatsopernchor in erfrischender Weise auf.   

Claudia Muschio bot als Gilda bei der Arie "Gualtier Malde...Caro nome" aus Giuseppe Verdis "Rigoletto" eine überwältigende Leistung mit sphärenhaften Kantilenen. Aus Giuseppe Verdis seltener gespielten Oper "Macbeth" nach William Shakespeare erklang der grandiose Chor "Patria oppressa!" mit unheimlichen dynamischen Steigerungen. Da begriff man die gelungene Charakterisierung eines Mannes, der sich schamlos nach oben mordete. Der Staatsopernchor Stuttgart zeigte hier unter Manuel Pujol eine ausgezeichnete Leistung. Zuletzt gefielen "Gloria all'Egitto" und der berühmte Triumphmarsch aus Giuseppe Verdis "Aida" mit spontaner Inspiration und starker melodischer Ausdruckskraft. Die Blechbläser auf beiden Emporen sorgten für eine prickelnde Stimmung.

Als Zugaben folgten das bekannte "Brindisi" aus Verdis "La traviata" mit Claudia Muschio und Kai Kluge  in reizvollem Parlando-Ton sowie der Zigeuner-Chor aus "Il trovatore" von Verdi. Großer Jubel.
 

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