Durch das Arbeiten auf dem Hof und die harten Lebensbedingungen werden die beiden Jungs einerseits autark, andererseits üben sie sich als Überlebenstraining auch in der unbedingten Kontrolle ihrer Emotionen. Wehmut, Mitleid und Skrupel können und wollen sie sich nicht erlauben: Den ersten toten Soldaten, den sie sehen, entledigen sie ohne Bedenken seiner noch brauchbaren Habseligkeiten.
Was ihnen nützlich sein könnte, wird mit wohldosierter Energie beschafft, was sie behindert oder stört, mit ebensolcher Umsicht und großer Intelligenz beseitigt. Da die beiden keine Schule mehr besuchen, unterrichten sie sich selbst kontinuierlich anhand eines Lexikons und der Bibel. Sie notieren alles Erlebte in ihr »Großes Heft«, wobei das Geringste davon den 10 Geboten entspricht. Einzige Bedingung ist, dass es »wahr« ist.
Der in kurzen Kapiteln verfasste Text ist eminent eindringlich: Präzise und in schonungsloser Offenheit erfassen die Notizen der Jungs das Dasein in einer von Krieg und Ideologie brutalisierten Umgebung. Der 1986 erschienene Roman der ungarisch-schweizerischen Schriftstellerin Ágota Kristóf (1935-2011) gehört zu den bemerkenswertesten Texten der letzten Jahrzehnte. Er wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, mit etlichen Preisen ausgezeichnet, erfolgreich verfilmt, als Hörspiel umgesetzt und vielfach auch für die Theaterbühne adaptiert. Für das Theater Ulm entsteht eine eigene Fassung dieses tiefgründig poetischen Werks.
aus dem Französischen von Eva Moldenhauer
Bühnenfassung für das Theater Ulm von Jessica Sonia Cremer
Altersempfehlung 16+
Inszenierung Jessica Sonia Cremer
Bühne Petra Mollérus
Kostüme Johanna Burfeind
Dramaturgie Sandra Schumacher
Regieassistenz Sonja Halter
Regieassistenz, Abendspielleitung & Inspizienz Dominique Dietel
Mit
Annbritt Faubel, Vincent Furrer, Anne Simmering