Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
DAS GROßE HEFT nach dem Roman von Ágota Kristóf, Theater UlmDAS GROßE HEFT nach dem Roman von Ágota Kristóf, Theater UlmDAS GROßE HEFT nach dem...

DAS GROßE HEFT nach dem Roman von Ágota Kristóf, Theater Ulm

Premiere Freitag, 7. Oktober 2022, 19.30 Uhr, Podium

»Die Leute nennen sie die Hexe. Sie nennt uns Hundesöhne.« Ein Zwillingsbruderpaar wird von der Mutter während des Krieges bei der unbekannten Oma auf dem Land abgegeben. Dort wartet jedoch keinerlei Schutz auf sie, sondern menschliche Kälte. Das Essen müssen sie sich verdienen, die Körperpflege ist mangelhaft und bald stinken sie wie die Großmutter.

 

Copyright: Theater Ulm

Durch das Arbeiten auf dem Hof und die harten Lebensbedingungen werden die beiden Jungs einerseits autark, andererseits üben sie sich als Überlebenstraining auch in der unbedingten Kontrolle ihrer Emotionen. Wehmut, Mitleid und Skrupel können und wollen sie sich nicht erlauben: Den ersten toten Soldaten, den sie sehen, entledigen sie ohne Bedenken seiner noch brauchbaren Habseligkeiten.

Was ihnen nützlich sein könnte, wird mit wohldosierter Energie beschafft, was sie behindert oder stört, mit ebensolcher Umsicht und großer Intelligenz beseitigt. Da die beiden keine Schule mehr besuchen, unterrichten sie sich selbst kontinuierlich anhand eines Lexikons und der Bibel. Sie notieren alles Erlebte in ihr »Großes Heft«, wobei das Geringste davon den 10 Geboten entspricht. Einzige Bedingung ist, dass es »wahr« ist.

Der in kurzen Kapiteln verfasste Text ist eminent eindringlich: Präzise und in schonungsloser Offenheit erfassen die Notizen der Jungs das Dasein in einer von Krieg und Ideologie brutalisierten Umgebung. Der 1986 erschienene Roman der ungarisch-schweizerischen Schriftstellerin Ágota Kristóf (1935-2011) gehört zu den bemerkenswertesten Texten der letzten Jahrzehnte. Er wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, mit etlichen Preisen ausgezeichnet, erfolgreich verfilmt, als Hörspiel umgesetzt und vielfach auch für die Theaterbühne adaptiert. Für das Theater Ulm entsteht eine eigene Fassung dieses tiefgründig poetischen Werks.

aus dem Französischen von Eva Moldenhauer
Bühnenfassung für das Theater Ulm von Jessica Sonia Cremer
Altersempfehlung 16+

Inszenierung Jessica Sonia Cremer
Bühne Petra Mollérus
Kostüme Johanna Burfeind
Dramaturgie Sandra Schumacher
Regieassistenz Sonja Halter
Regieassistenz, Abendspielleitung & Inspizienz Dominique Dietel

Mit
Annbritt Faubel, Vincent Furrer, Anne Simmering

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 10 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

NICHT AUF DEN LITURGISCHEN BEREICH BESCHRÄNKT --- Bruckners e-Moll-Messe und Motetten bei BR Klassik

Anders als die frühe d-Moll-Messe blieb die 1866 in Linz komponierte e-Moll-Messe nicht auf den liturgischen Bereich beschränkt. Die alten Kirchentonarten stehen bei der Messe in e-Moll von Anton…

Von: ALEXANDER WALTHER

GLUT UND FEUER -- Jubiläumskonzert 40 Jahre Kammersinfonie im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

1984 wurde dieser für die Region so bedeutende Klangkörper von Peter Wallinger gegründet. Unter der inspirierenden Leitung von Peter Wallinger (der unter anderem bei Sergiu Celibidache studierte)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT LEIDENSCHAFTLICHEM ÜBERSCHWANG -- Richard Wagners "Walküre" mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra konzertant im Festspielhaus/BADEN-BADEN

Wagner hatte die Komposition der "Walküre" im Sommer 1854 begonnen, noch vor der Vollendung der "Rheingold"-Partitur. Der Dirigent Yannick Nezet-Seguin begreift mit dem vorzüglich disponierten…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUFSTAND DER UNTERDRÜCKTEN -- "Farm der Tiere von George Orwell im Schauspielhaus Stuttgart

"Kein Tier in England ist frei!" So lautet das seltsame Motto von George Orwells "Farm der Tiere", die wie "1984" auch irgendwie eine seltsame Zukunftsvision ist. Die Tiere wie Hunde, Hühner, Schafe…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑