"Ein im höchsten Maße unmoralisches Werk!", hieß es nach der Pariser Uraufführung 1875. Und damit schien der Stab über Carmen gebrochen: Sie sei eine Femme fatale, verrucht, gefährlich und unanständig, eben eine Gefahr für einen von Grund auf tugendhaften Mann. Die Nachwelt hat diese Einschätzung zwar revidiert, gesellschaftsfähig wäre eine reale Carmen aber vermutlich auch heute noch nicht. Bizet und seine beiden Librettisten haben ein spannendes Protagonistenquartett entwickelt, anhand dessen sie die Gesellschaft sezieren. Da ist Micaëla, ein tugendhaftes Bauernmädchen: bürgerlich und brav – ein Gegenentwurf zu Carmen? Und da ist Escamillo, draufgängerisch und abenteuerlustig, so ganz anders als Don José.
Wie begegnen wir diesen Figuren heute – im Zuge von Feminismus und Gleichberechtigung, Gender Studies und #MeToo sowie fast 150 Jahren, die uns von der Entstehungsgeschichte trennen? Wer ist gut, wer ist „böse“? Die Personen scheinen wohl ebenso wenig eindeutig zu sein wie das hinreißende Spanienkolorit der Partitur, das der Franzose Georges Bizet aufs Notenpapier zauberte, ohne jemals spanischen Boden betreten zu haben … Ein "unmoralisches Werk"? Zum Glück!
Musikalische Leitung
Sébastien Rouland
Inszenierung
Lotte de Beer
Bühne und Kostüme
Clement & Sanôu
Licht
Alex Brok
Choreinstudierung
Jens Bingert
Kinderchoreinstudierung
Patrick Jaskolka
Dramaturgie
Christian Schröder
Don José, Sergeant
Luc Robert
Escamillo, Torero
Almas Svilpa
Remendado, Schmuggler
Rainer Maria Röhr
Dancaïro, Schmuggler
Albrecht Kludszuweit
Zuniga, Leutnant
Karel Martin Ludvik
Moralès, Sergeant
Martijn Cornet
Carmen
Bettina Ranch
Micaëla
Jessica Muirhead
Frasquita
Christina Clark
Mercédès
Liliana de Sousa
Einführungsvortrag 30 Minuten vor jeder Vorstellung im Foyer.
Nachgespräch am 14. November 2018 und 18. Januar 2019 in der Aalto-Cafeteria.
Öffentlicher Probenbesuch am 4. Oktober 2018.
Gefördert von der Sparkasse Essen.
Bild: Georges Bizet