Zum Inhalt
Wie so oft ist der Student Anselmus vom Pech verfolgt. Auf dem Weg zum Linkeschen Bade, wo er mit Bier und schönen Mädchen feiern will, rennt er mitten in einen Korb mit Äpfeln und Kuchen hinein, die ein altes Weib feilbietet. Er provoziert ein Riesengeschrei, sodass er, nur um der Situation zu entkommen, der Alten sein ganzes Geld in die Hand drückt. „Ja renne nur Satanskind … ins Kristall bald dein Fall“, flucht sie ihm hinterher. Verwirrt und einsam zieht Anselmus sich unter einen Holunderbusch zurück. Doch was ist das? Betörende Düfte steigen empor und drei zierliche Schlangen wispern ihm zu. Eine von ihnen hat unaussprechlich schöne blaue Augen, bei deren Anblick ihn ein seliger Schmerz durchströmt. Aber hat nicht Veronika, die Tochter seines Freundes Konrektor Paulmann, ebenso schöne Augen, mit denen sie ihn oft liebevoll anschaut?
Um seiner Geldnot zu entkommen, tritt Anselmus in die Dienste des Archivarius Lindhorst und kopiert für ihn wertvolle Manuskripte. Die Leute halten den Archivarius, der merkwürdige Geschichten von Drachen und Feuerlilien erzählt, für einen Phantasten. Aber in Anselmus wecken diese Erzählungen eine große Sehnsucht. Er möchte die schöne Schlange wiedersehen, die, wie sich herausstellt, Serpentina, die jüngste Tochter des Archivarius ist.
Veronika träumt unterdessen von einem Leben an seiner Seite, wenn er einst Hofrat geworden ist. Anselmus weiß nicht warum, er fühlt sich hin- und hergerissen zwischen Veronika und den Aussichten auf ein geordnetes bürgerliches Leben und der Welt des Archivarius voller Bücher, Mythen und Farben und der schönen Schlange Serpentina. Doch dann passiert das, was Archivarius Lindhorst ihm unter Androhung schwerster Strafen verboten hat: Er bekleckst eines der kostbaren Manuskripte und wird zur Strafe in ein kristallenes Gefäß eingeschlossen. Die düstere Prophezeiung der Alten scheint sich zu erfüllen und der Weg nach Atlantis, in die Heimat von Serpentina, für immer versperrt …
Hoffmann verarbeitete eigene Zerissenheit
Wie in vielen seiner Geschichten verarbeitete der im preußischen Staatsdienst stehende Jurist und zugleich mit vielen Talenten gesegnete Künstler E.T.A. Hoffmann seine eigene Zerrissenheit zwischen einem einträglichen, unaufgeregten bürgerlichen Leben und der Sehnsucht, sich ganz den schönen Künsten, der Literatur und dem ausschweifenden Leben hinzugeben.
Mit seinem „Märchen aus der neuen Zeit“ und der darin gezeichneten Vision von Atlantis setzte Hoffmann inmitten der Schlachten der antinapoleonischen Befreiungskriege auf die Kraft der Poesie.
Klang und Rhythmus
Die poetische Kraft des Märchens herauszuarbeiten, ist auch Kern der Arbeit von Maik Priebe. „Der goldne Topf“ ist ein virtuoses Sprachkunstwerk, dessen Wortlaut und Rhythmus der Regisseur in seiner Fassung konsequent beibehält und an dessen präziser sprachlicher Gestaltung er intensiv mit seinem Schauspielensemble arbeitet. Einen kongenialen Partner hat er dabei in dem Musiker und Audiokünstler Stefan Leibold, mit dem er zum wiederholten Mal zusammenarbeitet. Leibold erschafft Räume, Stimmungen und Situationen über Musik, Klanginstallationen, Stimmadapter und Sampler. So versucht das Inszenierungsteam die raffinierte Komposition des Textes ihn ihrer Verschmelzung märchenhafter und zuweilen abgründiger Phantasiewelten und der Darstellung des bürgerlichen Alltagslebens lebendig werden zu lassen.
Maik Priebe, geboren 1977 in Schwerin / Mecklenburg. Regiestudium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. Prägende Begegnungen u.a. mit Martin Meltke, Peter Zadek, Christoph Marthaler und Christoph Schlingensief. Inszenierungen u.a. am Staatstheater Kassel, am Deutschen Nationaltheater Weimar, Staatstheater Nürnberg, Deutschen Theater Göttingen, Theater Augsburg und am Wiener Burgtheater. Für seine Inszenierung „Sallinger“ von Bernard Marie Koltés wurde Maik Priebe mit dem Günther-Rühle-Preis ausgezeichnet. Zudem erhielt er für Osbornes „Blick zurück im Zorn“ am Staatstheater Kassel den Kurt-Hübner-Preis für Nachwuchsregisseure der Akademie der Darstellenden Künste. Für „Kaspar Häuser Meer“ von Felicia Zeller, entstanden am Deutschen Nationaltheater Weimar, erhielt Maik Priebe eine Nennung in der Kategorie „Inszenierung des Jahres“ der Kritikerumfrage der Deutschen Bühne.
Fassung für das Theater Heilbronn von Maik Priebe
Regie: Maik Priebe
Ausstattung: Maik Priebe
Musikalische Leitung: Stefan Leibold
Dramaturgie: Mirjam Meuser
Mit: Anja Bothe (Serpentina u.a.), Romy Klötzel (Veronika u.a.), Patrick Isermeyer (Anselmus u.a.), Sascha Kirschberger (Lindhorst/Äpfelweib u.a.)
MO. 07.01.2019 11:00 Uhr
DI. 08.01.2019 11:00 Uhr
DI. 08.01.2019 20:00 Uhr
SA. 12.01.2019 20:00 Uhr
MO. 14.01.2019 11:00 Uhr
MO. 28.01.2019 20:00 Uhr
DI. 29.01.2019 11:00 Uhr
MI. 30.01.2019 11:00 Uhr
DO. 31.01.2019 11:00 Uhr
DO. 31.01.2019 18:00 Uhr
FR. 01.02.2019 11:00 Uhr
MO. 04.02.2019 11:00 Uhr
MO. 04.02.2019 20:00 Uhr
DI. 05.02.2019 11:00 Uhr
MI. 06.02.2019 11:00 Uhr
DO. 07.02.2019 19:00 Uhr
FR. 08.02.2019 11:00 Uhr
DI. 19.02.2019 11:00 Uhr
DI. 19.02.2019 20:00 Uhr
MI. 13.03.2019 20:00 Uhr
DO. 14.03.2019 11:00 Uhr
FR. 15.03.2019 11:00 Uhr
DI. 09.07.2019 11:00 Uhr
DO. 11.07.2019 20:00 Uhr
FR. 12.07.2019 11:00 Uhr
Bild: E.T.A. Hoffmann