Spannung, Humor und Herz sind die Zutaten dieses ungewöhnlichen Festmahls. Daran hätte sicher auch der »Winnetou«-Autor Karl May seine Freude gehabt. Unter dem gesellschaftspolitisch fragilen Eindruck des französischen Second Empire mit seiner sich neu differenzierenden Klassenhierarchie schuf der musikalische Karikaturist Offenbach diesen Einakter, der unter dem Titel »Vent du soir ou l'horrible festin« mit den Texten von Philippe Gille und Leon Battu in Paris 1857 uraufgeführt wurde.
»Häuptling Abendwind« ist eine echte Politsatire, entstanden in der Zeit, in der Napoleon III. die Republik Frankreich (wieder) in ein Kaiserreich überführte. Über 50 musikalische Einakter mit witzigem, zum Teil bizarren Inhalt und zeitkritischen Tendenzen komponierte Offenbach immer wieder vor, zwischen oder neben seinen abendfüllenden Operetten. Die absurde Verlegung dieser geistreichen Darstellung politischer Willkür in einen wilden Kulturkreis, kombiniert mit Offenbachs schmissiger Musik, traf genau den Nerv des Pariser Uraufführungs-Publikums und ist bis heute aktuell.
Die Dramaturgin Bettina Bartz hat eine neue, zeitgenössische Fassung geschrieben, die in Dresden zur Aufführung kommt. Sie passte das Ursprungswerk dem heutigen Zeitgeschehen an. Die eingängigen Melodien und die bizarren Einfälle geben der auf den ersten Blick simplen Geschichte viel Würze - nicht ohne auch einen feinherben Nachgeschmack zu hinterlassen, der zum Nachdenken anregt.
Musikalische Leitung Thomas Leo Cadenbach
Inszenierung Manfred Weiß
Bühnenbild & Kostüme Timo Dentler, Okarina Peter
Licht Marco Dietzel
Dramaturgie Kai Weßler
Häuptling Abendwind der Sanfte Chao Deng
Atala Tahnee Niboro
Biberhahn der Heftige Jürgen Müller
Arthur, ein Fremdling Johannes Richter
Köchin Christiane Hossfeld
Giuseppe-Sinopoli-Akademie
Weitere Vorstellungen am 16. und 17. Dezember 2018 sowie am 16., 19., 21., 23., 25., 26. Januar 2019.
Karten für alle Vorstellungen sind an der Schinkelwache am Theaterplatz (T +49 (0)351 4911 705) und online erhältlich.