Laut einer alten böhmischen Legende wurde der Turm »Daliborka« in der Goldenen Gasse in Prag nach seinem ersten Insassen benannt, der während seiner Gefangenschaft in diesem Gefängnis die Bewohner Prags mit dem dort erlernten Geigenspiel verzaubert haben soll. Ritter Dalibor von Kozojedy war zum Tode verurteilt worden, weil er Untergebene eines benachbarten Adligen in seine Dienste aufgenommen hatte. König Vladislav II. inhaftierte Dalibor, das Gericht beschlagnahmte am 13. März 1498 seinen Grundbesitz und verhängte die Todesstrafe.
Smetana komponierte »Dalibor« 1868 zur Grundsteinlegung des tschechischen Nationaltheaters zwei Jahre nach der Uraufführung seiner bekanntesten Oper »Die verkaufte Braut«. Zusammen mit Josef Wenzig nahm er sich den Freiraum diverser künstlerischer Überschreibungen, um dem Werk die erwünschte Wirkung in den tschechischen Unabhängigkeitsbestrehbungen zu geben. Seit 1526 war das heutige Tschechien Teil des Herrschaftsgebiets der Habsburger, Deutsch war zweite Amtssprache und verdrängte das Tschechische immer weiter. Erst Ende des 18. Jahrhunderts wurde die tschechische Kultur von Intellektuellen und Künstlern wiederentdeckt und -belebt. Daraus entsprang auch der Wunsch nach politischer Unabhängigkeit, der sich 1848 im Prager Pfingstaufstand Bahn brach, jedoch brutal niedergeschlagen wurde.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde durch Legendenbildung aus dem in den Chroniken als Raubritter dokumentierten Dalibor ein Freiheitskämpfer. Eine romantische Note erhält »Dalibor« bei Smetana durch seine Motivation für den Mord an Miladas Bruder – dessen vorangegangen Mord an seinem Freund Zdenko, einem begnadeten Geigenspieler. Hier verarbeiten Smetana und Wenzig die Legende, Dalibor habe während seiner Gefangenschaft das Geige spielen erlernt und sich damit in die Herzen der Prager Bevölkerung gespielt. In der Oper wird daraus ein tragisches Moment, das für den ermordeten Freund steht, dessen Geist durch den Klang der Geige immer wieder vergegenwärtigt wird. »Dalibor« charakterisieren die Autoren in ihrer Oper nicht nur als strahlenden, charismatischen Helden, sondern auch als Träumer, der in erster Linie seinem geliebten Freund nachtrauert.
In Szene setzt diese Mischung aus Ritter-Epos und tschechischem »Fidelio« Regisseur Roland Schwab, der unter anderem erfolgreich an der Bayerischen Staatsoper München und an der Deutschen Oper Berlin inszeniert.
Oper von Bedřich Smetana | Libretto von Josef Wenzig & Ervín Špindler
Deutsche Übersetzung von Kurt Honolka
Musikalische Leitung Domonkos Héja
Inszenierung Roland Schwab
Bühnenbild Alfred Peter
Kostüme Renée Listerdal
Einstudierung der Chöre Carl Philipp Fromherz
Dramaturgie Sophie Walz
Wladislaw, der König Alejandro Marco-Buhrmester
Dalibor Scott MacAllister
Budiwoj, Kanzler Wiard Witholt
Benesch, Kerkermeister Stanislav Sergeev
Wietek Roman Poboinyi
Milada Sally du Randt
Jutta Jihyun Cecilia Lee
Orchester Augsburger Philharmoniker
Chor Opernchor des Theaters Augsburg
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