Gleich zwei neue Choreographien werden bei diesem Ballettabend uraufgeführt. Katarzyna Kozielska und Louis Stiens, beide Tänzer des Stuttgarter Balletts und Absolventen der John Cranko Schule, nutzen die intime Bühne des Schauspielhauses buchstäblich als Tanzlabor: Dort werden die beiden jungen, innovativen Choreographen zwei neue Stücke auf die Bühne bringen, inspiriert von bildender Kunst und dem Rave-Phänomen der 90er Jahre. Ergänzt werden die Uraufführungen durch Miniatures, eine Arbeit von Douglas Lee, der seine Karriere als Choreograph genau wie Kozielska und Stiens am Stuttgarter Ballett begann.
Katarzyna Kozielska ist es für ihre erste Choreographie im Auftrag des Stuttgarter Balletts gelungen, die amerikanische Künstlerin Janet Echelman zu gewinnen, deren Installationen als Inspiration für die
Choreographie dienten. Echelman hat für Kozielskas Choreographie eine bisher noch nicht gezeigte
Skulptur zur Verfügung gestellt. Im Rahmen der Uraufführung wird somit zum ersten Mal eine Arbeit
Echelmans in Deutschland zu sehen sein, noch dazu zum ersten Mal überhaupt auf einer Theaterbühne.
Ihre an riesige Fischernetze erinnernden Installationen sind – ebenso wie der Tanz – stetig in Bewegung: Sie atmen, fließen, sind flexibel und in ihrer Form flüchtig. So ergänzt die Skulptur ideal Kozielskas elegante und hoch ästhetische Bewegungssprache.
Katarzyna Kozielska ist Halbsolistin beim Stuttgarter Ballett und kreiert seit 2011 ihre eigenen
Choreographien. Ihr erstes Werk schuf sie für die Veranstaltung Junge Choreographen der Noverre-
Gesellschaft, das von Publikum und Kritik begeistert aufgenommen wurde. Seither zeigte sie bei der
Noverre-Gesellschaft zwei weitere Stücke. In der Spielzeit 2012/13 zeichnete sie für die Choreographie der Koproduktion von Junger Oper und Stuttgarter Ballett Child of Tree verantwortlich. Zuletzt kreierte sie eine Arbeit für die New Yorker Compagnie BalletNext, die im April 2013 in der renommierten Brooklyn Academy of Music uraufgeführt wurde.
Janet Echelman konstruiert lebendige Skulpturen im öffentlichen Raum, die auf die Kräfte der Natur –
Wind, Wasser, Licht – reagieren und als einladender Kristallisationspunkt des gemeinschaftlichen Lebens
dienen. Die experimentelle Natur ihrer Skulpturen verwandelt sie von Objekten der Betrachtung zu etwas, in dem sich der Betrachter verlieren kann. Diese Interaktion von Mensch und Skulptur wird Katarzyna Kozielska in ihrem neuen Stück weiter vertiefen: Nicht nur wird der Betrachter Teil des Kunstwerkes, das Kunstwerk wird nun Teil der Choreographie.
Der noch junge Tänzer und Choreograph Louis Stiens kreiert mit seinem neuen Stück Rausch eine
Hommage an die Rave- und Technokultur der neunziger Jahre. Besonders möchte er darin seine
Faszination für die Kontraste, die der schillernden Welt des Techno innewohnen, zum Ausdruck bringen.
Er erzählt von der Atmosphäre des Rave, von Trance und Bewusstseinserweiterung.
Louis Stiens ist seit der Spielzeit 2011/12 Tänzer am Stuttgarter Ballett, zunächst als Eleve, dann als
Mitglied des Corps de ballet. Trotz seiner jungen Jahre schuf er bereits einige außergewöhnliche
Choreographien, die viel Beachtung gefunden haben. Mäuse (2010), Jesus Home (2011) und Christoph
(2012) entstanden für die Junge Choreographen-Abende der Noverre-Gesellschaft. Im November 2012 kam die Choreographie zu Dancer in the Dark (Koproduktion Schauspiel Stuttgart / Stuttgarter Ballett) zur Uraufführung, die Louis Stiens zusammen mit Marco Goecke geschaffen hatte.
Schon vor drei Jahren ging aus Douglas Lees Tanzlabor das Stück Miniatures hervor. Lee lässt seine Tänzer wie unter einem Vergrößerungsglas agieren, zoomt sie heran, zeigt uns ihre Bewegungen sehr klar und detailliert, destilliert die Essenz ihres Tanzes. Miniatures war Lees zehnte Uraufführung für das Stuttgarter Ballett und gleichzeitig sein Abschied von der Compagnie, bei der er viele Jahre lang als Erster Solist getanzt hatte und bei der er zum Choreographen geworden war. Lee arbeitet mittlerweile weltweit als freischaffender Choreograph.
Ballettabend TANZLABOR
Uraufführung
Choreographie Katarzyna Kozielska
Musik Michael Harrison, Arvo Pärt, Philip Glass
Skulptur Janet Echelman
Kostüme Thomas Lempertz
Rausch
Choreographie und Kostüme Louis Stiens
Musik N.N.
Bühne Christine Nasz
Licht Louis Stiens, Christine Nasz
Miniatures
Choreographie Douglas Lee
Musik Frank Henne, Simeon ten Holt, Dustin O’Halloran
Kostüme Ines Alda
Licht Bonnie Beecher
Projektionen Tomek Sadurski
Uraufführung 30. Juni 2011, Stuttgarter Ballett
Weitere Vorstellungen im Schauspielhaus 27. Mai / 20. Juni / 2. Juli 2014