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"Ariodante" von Georg Friedrich Händel, Badisches Staatstheater Karlsruhe

Premiere: Freitag, 19. Februar 2010, 19 Uhr | Opernhaus

 

1728 war Georg Friedrich Händels (1685-1759) erste Opernakademie zusammengebrochen. Ausschlaggebend dafür war unter anderem die von John Christopher Pepusch geschaffene, einen neuen Typus verkörpernde Opernparodie „The beggar’s opera“ (Bettleroper).

In den Jahren 1733/34 ging dann auch die zweite Opernära der Musikakademie im Haymarket Theatre unter Händels Leitung zu Ende. Der Impresario Heidegger ließ den Vertrag mit Händel, wegen der immer geringer werdenden Besucherzahl und der Abwanderung der Adeligen als Interessenten zum eben gegründeten Antitheater, der so genannten „Opera of the Nobility“, auslaufen.

 

In dieser, Händel sehr nachdenklich stimmenden Situation, bot nun der frisch gekürte Intendant des Covent Garden Theatre, John Rich, Händel einen begrenzten Mietvertrag an: „Im Gegensatz zu den damaligen Klatschspalten in der Presse hat dieser Umstand des neu errichteten und größeren Theaters mit mehr Platz für das Orchester und größerer Bühne Händel neuen Auftrieb für sein Opernschaffen gegeben. ‚Ariodante‘ und ‚Alcina‘, zwei seiner vollendetsten Opern, sind der schlagende Beweis dafür. Wo immer die Zeit der opera seria im Ausklingen war, bei Händel in London bekam sie noch einmal musikalisch glänzenden Gehalt.“ (Albert Scheibler)

 

„Ariodante“ enthält einige von Händels emotionalsten und ausdrucksstärksten Arien. Überdies entwickelte der Komponist, dem der Zufall die Mitwirkung einer französischen Tänzergruppe zur Verfügung stellte, durch die in seine Partitur eingefügten Ballett- und Chorszenen, einen für ihn und sein Publikum neuen, der Oper Lullys angenäherten Typus. Die Wurzeln des Opernklassikers liegen in Ariosts europaweit bekanntem Opus „Orlando furioso“, das im rauen und düsteren Schottland des 16. Jahrhunderts spielt, wo untreue Ehefrauen hingerichtet wurden und es noch Gottesurteile gab. Händels Textvorlage fesselt durch dramatische Einheit, die sich ganz auf die Haupthandlung konzentriert. Daraus ergibt sich die besondere Kontinuität und Dichte der musikalischen Stimmung, die den eigentlichen Zauber des Werkes ausmacht.

 

„Aus der Mischung höfischer und bukolischer Stimmungselemente erwächst eine von tragischen Akzenten durchsetzte Idyllik, wie sie etwa auch für Shakespeares ‚Wintermärchen’ charakteristisch ist.“ (Werner Oehlmann)

Erzählt wird die Geschichte von Ginevra, der Tochter des Königs von Schottland und Verlobten des Ritters Ariodante, die von einem abgewiesenen Freier, dem – auf den Thron spekulierenden – rachsüchtigen Polinesso, der Untreue bezichtigt wird. Machtbesessenheit, Intrigen, Leidenschaft, Neid, Gier und Verzweiflung bestimmen das weitere Geschehen, bevor zum Schluss das Glück der Liebenden neu gegründet wird.

 

Das barocke Kleinod „Ariodante“ erlebte am 8. Januar 1735 eine umjubelte Uraufführung, wurde weithin als Meisterwerk gefeiert und gilt bis heute als ein Höhepunkt barocker Opernliteratur.

 

Dramma per musica in drei Akten von Georg Friedrich Händel, HWV 33

Text: Anonyme Bearbeitung von „Ginevra, Principessa di Scozia“ von Antonio Salvi, nach Ludovico Ariosts „Orlando furioso“

- in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

 

Musikalische Leitung: Michael Hofstetter | Regie und Ausstattung: Peer Boysen

 

Mit: Mika Kares (Il Rè di Sozia), Kirsten Blaise (Ginevra), Franco Fagioli (Ariodante), Bernhard Berchtold (Lurcanio), Diana Tomsche (Dalinda), Ewa Wolak (Polinesso), zwei Narren des Königs (Barbara de Koy, Benito Marcelino)

Badische Staatskapelle

 

Weitere Vorstellungen: 21.2., 23.2. und 26.2.2010

 

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