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Anton Tschechows »Drei Schwestern« am Theater Magdeburg

Premiere am 1. Mai 2015, 19.30 Uhr im Schauspielhaus / Studio. -----

Trunken von Erinnerungen an, und träumend von einer Zukunft in Moskau, verleben die Schwestern ihre Gegenwart. Seit elf Jahren wohnen sie in einer abgelegenen Garnisonsstadt im Osten Russlands, in die ihr Vater, der General Prosorow, versetzt worden war.

Seit einem Jahr ist der Vater tot und die ganze Hoffnung der Schwestern ruht auf den Schultern ihres Bruders Andrej. Professor in Moskau soll er werden, auf dass sie endlich an den Ort ihrer glücklichen Kindheit zurückkehren können. Der sehnsüchtige Blick in die Zukunft erscheint als ungeheure Verklärung der Vergangenheit. Mit diagnostischem Blick skizziert Tschechow in seinem Drama eine dem Untergang geweihte Gesellschaft greiser Kinder und entwirft damit ein Abbild der russischen bürgerlichen Gesellschaft um 1900.

 

Tschechows »Drei Schwestern« gehört zu den Stücken der Theaterliteratur, die Regisseure immer wieder vor eine große Herausforderung stellen. Grund hierfür sind die Dialoge, deren Wesen im Unausgesprochenen und in der Nicht-Kommunikation liegt, sowie die diffizile Figurenzeichnung.

 

In der Regel gehört den drei Schwestern die große Bühne. Am Schauspielhaus des Theaters Magdeburg wird Tschechows Spätwerk auf der kleinen Studiobühne inszeniert und erhält damit einen intimen Rahmen. Hier ist der Zuschauer nah dran am Innenleben der drei Schwestern Olga, Mascha und Irina, das Regisseurin Franziska Marie Gramss an die Oberfläche holt. Es geht ihr dabei weniger um den Realismus eines Zustands, sondern um die Offenlegung des Verborgenen und Verdrängten, die der Sehnsucht »Nach Moskau!« – dem berühmten Leitmotiv der »Drei Schwestern« – zugrunde liegt.

 

Die Uraufführung fand 1091 am Moskauer Künstlertheater in einer Inszenierung von Konstantin Stanislawski statt. Während Stanislawski an der Perfektion der Illusion arbeitete, wollte Tschechow, dass dem Zuschauer der künstlerische Charakter der Stücke bewusst bleibe. Diesen Aspekt betont Franziska Gramss auch in ihrer Inszenierung für das Theater Magdeburg.

 

Franziska Marie Gramss, geboren 1982 in Darmstadt, studierte Schauspiel und Regie an der Folkwang Universität der Künste. Nach ihrer Verpflichtung als Regieassistentin am Deutschen Theater Berlin inszenierte sie u.a. »Die Schwärmer« (Box Deutsches Theater Berlin), »Der gestiefelte Kater« (Theater Koblenz), »Kaspar Häuser Meer« (Theater Trier), »Nathan der Weise« (Theater Bonn), »Sterben« am schauspiel frankfurt, »Die Leiden des jungen Werther« (Theater Bonn), »Cinders« (English Theatre Berlin), »x-Freunde« (Konzerttheater Bern 2013) und »wolken.heim« (Städtische Bühnen Krefeld Mönchengladbach). Für ihre Diplominszenierung »Hedda Gabler« wurde sie 2008 mit dem Folkwang Preis ausgezeichnet.

 

Regie Franziska Marie Gramss

Bühne und Kostüme Christiane Hercher

Dramaturgie Oliver Lisewski

 

Besetzung

Andrej Sergejewitsch Prosorow Alexander von Säbel

Natalja Iwanowna Iris Albrecht

Mascha Heide Kalisch

Olga Marie Ulbricht

Irina Sonka Vogt

Alexander Ignatjewitsch Werschinin Oliver Chomik

Wassilij Wassiljewitsch Soljenyj Konstantin Marsch

Kulygin Fedor Iljitsch Ralph Opferkuch

Iwan Romanowitsch Chebutykin Philipp Quest

Nikolaj Lwowitsch Tusenbach Raimund Widra

 

Nächste Vorstellungen: 2. 5., 14. 5., 5. 6., 12. 6. 2015

 

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