In Antigone in the Amazon begehrt eine indigene Antigone in einem dramatischen Abend gegen Kreons staatlich organisierte Tyrannei auf – ein Protest gegen die Macht des neokolonialen Kapitals: In Brasilien, wo vor 500 Jahren mit der Kolonialisierung die grosse Katastrophe begann und wo etwa 10 Prozent der Bevölkerung 80 Prozent des Bodens besitzen, setzt sich die Landlosenbewegung (MST) für eine radikale Landreform ein. Auf der mit staubiger Erde bedeckten Bühne bleibt daher wenig an zurückhaltenden Schauspiel übrig. Von der Leinwand agieren die Aktivist*innen der Landlosen als Chor und kommentieren das Bühnengeschehen zwischen Kreon, Antigone, ihrem Verlobten Haimon und dessen Mutter Eurydike: Gewalt, Mord, Selbstmord und ein Reenactment des erschütternden Massakers von 1996 werden - wie im antiken Theater - Teil einer Traumabewältigung.
Milo Rau, geboren 1977 in Bern, Regisseur und Autor, ist seit 2007 Künstlerischer Leiter des IIPM - International Institute of Political Murder. Von 2018-2023 war Rau zusätzlich Künstlerischer Leiter des NTGent (Belgien), seit Juli Intendant der Wiener Festwochen. Seit 2002 veröffentlichte er über 50 Theaterstücke, Filme, Bücher und Aktionen.
Am 12. September erscheint bei Rowohlt sein neues Buch Die Rückeroberung der Zukunft.
Folgetermine «Antigone in the Amazon»: 3.-4.10. Rom, 20.10. Bydgoszcz, 25.-27.10. Lyon, 11.-12-11. Lissabon, 16.-17.11. Porto, 22.-23.11. Madrid, 6.-9.12. Paris, 23.-24.1. Hamburg, 22.-25.2. Schauspielhaus Pfauen Zürich, 1.-2.3. Antwerpen, 19.-20.6.24 Théâtre Vidy Lausanne u.a.