Die Freiheitsstatue begrüßt die Einwanderer neuerdings mit erhobenem Schwert statt mit Fackel, die Vereinigten Staaten liegen fremd und unübersichtlich in ihrem Rücken. Im ständigen Konflikt zwischen Selbstbestimmung und Selbst- beherrschung, zwischen Freiheit und Disziplin, erlebt der Junge Karl Roßmann schon bald die direkte Umkehrung des Amerikanischen Traums: Vom reichen Onkel kurzfristig adoptiert und spontan auch wieder fortgeschickt, wird er vom Landstreicher zum Liftboy und endet schließlich als privater Sklave einer übergewichtigen Opernsängerin.
Jede Bemühung, in der Fremde Fuß zu fassen, scheitert am Fremdsein an sich, jeder noch so kleine Fehltritt wird zum konkreten Anlass des sozialen Abstiegs. Erst als das »Naturtheater von Oklahoma« mit Arbeit für jedermann wirbt, überwindet Karl seine Isolationsgefühle und jagt auch diesem letzten Glücksversprechen hinterher. Franz Kafka, selbst nie in den Vereinigten Staaten gewesen, konstruiert sein Amerika anhand von Fotos, Reiseberichten, Zeitungsartikeln und Stummfilmen – bis ihn die schiere Größe seiner Erzählung selbst überfordert: »Er läuft mir auseinander, ich kann ihn nicht mehr umfassen«, schreibt Kafka zu seinem ersten, unvollendeten Roman Amerika.
in einer Bearbeitung von Claudia Bauer und Jan Friedrich
Regie Claudia Bauer
Bühne Andreas Auerbach
Kostüme Patricia Talacko
Musikalische Leitung Smoking Joe
Video Jan Friedrich
Daramaturgie Jan Friedrich
Mit Klara Deutschmann, Rainer Frank, Katja Gaudard, Maximilian Grünewald, Günther Harder, Christoph Müller, Frank Wiegard
21.01. Sa 19:30
27.01. Fr 19:30
09.02. Do 19:30
19.02. So 17:00
28.02. Di 19:30