Mit Leipzig kehren die Bühnen an den Ort zurück, an dem sie das Theatertreffen im Jahr 2000 aus der Taufe gehoben haben. In diesem Jahr haben die Veranstalter, das Schauspiel Leipzig, das Theater der Jungen Welt und der Landesverband Sachsen im Deutschen Bühnenverein, u. a. auch Produktionen der Freien Szene eingeladen, in einem Leipzig Special teilzunehmen. Fünf Tage lang erhält das Publikum so einen einmaligen Überblick über die sächsische Theaterlandschaft.
Das Hauptprogramm des 8. Sächsischen Theatertreffens bestreiten die elf Schauspielhäuser des Freistaates. Das Eduard-von-Winterstein-Theater, Annaberg-Buchholz, zeigt das Zweipersonenstück „Märchenherz“, eine Coming of Age-Geschichte des Dramatikers, Performancekünstlers und Filmemachers Philip Ridley (8.5., 17 Uhr). Das Deutsch-Sorbische Volkstheater Bautzen führt Marius von Mayenburgs „Märtyrer“ auf, eine spannend erzählte Auseinandersetzung mit Religion und jugendlichem Fanatismus (6.5., 19 Uhr), die Städtischen Theater Chemnitz zeigen eine moderne „Hamlet“-Fassung des polnischen Regisseurs Bogdan Koca (4.5., 20 Uhr), das Staatsschauspiel Dresden überprüft, wie es um die Aktualität der Ideale und Hoffnungen steht, die Christa Wolf vor 50 Jahren in ihrer Erzählung „Der geteilte Himmel“ beschrieb (5.5., 20 Uhr). Das Theater Junge Generation Dresden (tjg.dresden) zeigt ebenfalls eine Prosabearbeitung: „Cherryman jagt Mr. White“ nach dem Krimi des jüngst verstorbenen Autors Jakob Arjouni (5.5., 17 Uhr).
Mit „Adams Äpfel“ nach Andres Thomas Jensen präsentieren die Landesbühnen Sachsen, Radebeul, eine Filmbearbeitung, wie beim tjg.dresden dreht es sich um die Frage: wie umgehen mit Neonazis (7.5., 17.30 Uhr)? Einen Bogen bis zur heutigen Demokratie- und Wertediskussion schlägt auch das Mittelsächsische Theater Freiberg/Döbeln mit Henrik Ibsens „Stützen der Gesellschaft“ (7.5., 20.30 Uhr), während das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau mit der deutschsprachigen Erstaufführung von Catherine Grosvenors „Gabriel“ auf (schwarz-)humorige Weise das tabuisierte Thema der Ablehnung von Neugeborenen durch die Mutter aufs Korn nimmt (5.5., 22.30 Uhr). Das Theater Plauen-Zwickau wählt mit einer Kooperation des Puppentheaters mit dem Schauspiel einen formal unkonventionellen Zugriff auf den Klassiker von Robert Louis Stevenson, „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ (6.5., 17 Uhr), während das Schauspiel Leipzig in „Der Reigen oder Vivre sa vie“ nach Arthur Schnitzler und Jean-Luc Godard zeigt, wie beim Thema Eros und Sexualität Projektionen auf die Wirklichkeit treffen (8.5., 19 Uhr). Das Leipziger Theater der Jungen Welt startet das Theatertreffen mit einer Aufführung von David Paquets „2 Uhr 14“ - einer mutigen Hymne auf das Leben, ausgerechnet anlässlich eines jugendlichen Amoklaufs (4.5., 17 Uhr).
Eine überregional zusammengesetzte Jury wird aus diesen elf Aufführungen einen Preisträger küren und am Abschlusstag mit dem Preis des Sächsischen Theatertreffens auszeichnen (8.5., 21.30 Uhr). Ihr gehören an der Kritiker Christian Gampert, die Dramaturgin Petra Fischer und der Journalist Harald Müller. Die letzteren haben in Leipzig Theaterwissenschaft studiert, einen Fachbereich, der derzeit von Streichung bedroht ist. Die erstmals in der Geschichte des Sächsischen Theatertreffens stattfindende Preisverleihung wird durch die Unterstützung der Stadt Leipzig möglich.
Leipzig-Special und Rahmenprogramm
Für ein Leipzig Special wurden vier weitere Aufführungen eingeladen. So ist erstmals bei einem Sächsischen Theatertreffen die Freie Szene mit zwei Inszenierungen zu Gast. Das Leipziger Theater Adolf Südknecht zeigt eine Folge seiner kultigen „Improvised Alternate History-Show“ (6.5., 20 Uhr) und die Tanzcompany ciacconna clox zeigt ihre in Kooperation mit der Schaubühne Lindenfels und dem Armen Theater Chemnitz entstandene Inszenierung „Die Regentrude“ für Kinder und Erwachsene nach Theodor Storm (7.5., 10 Uhr). Beide Produktionen waren für den Bewegungskunstpreis 2013 nominiert und gehören zu den erfolgreichsten der letzten Jahre aus der Freien Szene Leipzigs. Ebenfalls als Leipzig Special ist die Oper Leipzig mit ihrer Mono-Oper „Das Tagebuch der Anne Frank“ Gast des Theatertreffens. Die Wee Dance Company des Gerhart Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau zeigt mit „Bach bewegt“ Choreografien zu einer der prägendsten Persönlichkeiten Leipzigs.
Eine hochkarätig besetzte, öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema „2015 – Wie weiter im Kulturraum?“ findet am 5.5., 15 Uhr, im Theater der Jungen Welt statt. Unter der Moderation des ehemaligen ‚Deutsche Bühne‘-Redakteurs Knut Lennartz diskutieren der Intendant des Dresdner Staatsschauspiels, Wilfried Schulz, Prof. Dr. Dirk Jäschke, Referatsleiter im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und die Intendanten des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters, Lutz Hillmann, und des Theaters der Jungen Welt, Jürgen Zielinski. Als Experte für Fragen öffentlicher Finanzen sitzt Prof. Dr. Thomas Lenk von der Uni Leipzig auf dem Podium. Zukunftsfragen der sächsischen Bühnen und die 2015 anstehende Novellierung des in Deutschland einmaligen Kulturraumgesetzes, das öffentliche Kulturausgaben zu Pflichtausgaben erhebt, sind die Fragen, um die diese Diskussion kreisen soll.
Ein Symposium zum Thema „Spielarten der Theaterpädagogik“ widmet sich am 7.5. ab 9 Uhr dem Fachaustausch von Theoretikern und Praktikern in einem für die Theater immer wichtigeren Feld. Die vielfältiger werdenden Methoden und die Erfahrungen der Theaterpädagogik stehen im Zentrum des Symposiums, dem Prof. Dr. Ute Pinkert von der UdK Berlin und Prof. Dr. Günter Heeg von der Leipziger Theaterwissenschaft besondere Impulse verleihen. Das Symposium steht für alle Interessierten offen. Um eine vorherige Anmeldung wird gebeten.
Die Festival-Tage beschließt eine allabendliche Late-Night-Lounge in der „Baustelle“ im Leipziger Schauspielhaus. Neben den (Eröffnungs- oder Abschluss)Parties oder dem Chill-out sind besondere musikalische und literarische Programme zu erleben. So wird der bekannte Dresdner Schauspieler Albrecht Goette aus dem letzten Werk Christa Wolfs („Ein Tag im Jahr im neuen Jahrhundert“) lesen (6.5., 22 Uhr), die Floppy Dolls aus Bautzen haben angekündigt, Leipzig auf Sorbisch zu rocken (6.5., 23 Uhr) und die Radebeuler Schauspielerinnen Sandra Maria Huimann und Julia Rani zeigen ein extra aus Anlass ihres Leipzig-Gastspiels aufgelegtes „Late at Night“-Programm (7.5., 23.30 Uhr).
Karten und Preise
Karten für die Aufführungen können zum Preis von 15,- €, ermäßigt 7,- € ab sofort im Schauspiel Leipzig und im Theater der Jungen Welt erworben werden. Gruppen zahlen 5,- € pro Person. Ein Festivalpass, der für alle Aufführungen im Hauptprogramm gültig ist, kostet 71,50 €. Alle Käufer eines Festivalpasses erhalten drei Monate kostenlos die Zeitschrift des Theatertreffen-Medienpartners „Die Deutsche Bühne“.
Der Eintritt zu den Late-Night-Veranstaltungen, zur öffentlichen Podiumsdiskussion, zum Symposium und der Preisverleihung ist kostenlos.
Das 8. Sächsische Theatertreffen wird unterstützt von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen sowie der Stadt Leipzig. Medienpartner des 8. Sächsischen Theatertreffens ist die Theaterzeitschrift Die Deutsche Bühne.
Weitere Informationen unter www.saechsisches-theatertreffen.de