Den ersten Satz, Allegro maestoso, hat er ursprünlich "Totenfeier" genannt. Unter der Leitung des griechisch-ungarischen Dirigenten Mihaly Zeke stellten die Akdemischen Ensembles der Universität Stuttgart das erste Thema mit kraftvollen Anläufen im Bass machtvoll heraus. Erstaunlich war auch die Nähe zu Franz Liszts "Dante-Sinfonie". Alles weitete sich hier zum Themenkomplex und rief feierliche Bläserklänge herauf. Ergreifend wirkte außerdem die verklärt aufsteigende Streichermelodie. Auch der zweite Themenkomplex entwickelte sich in bewegender Schönheit. Überhaupt waren die Streicher an diesem Abend sehr gut besetzt. Dies galt auch für die Glissando-Passagen. So konnten sich die Kräfte des ersten Themas wieder behaupten. Motive wurden umkreist und nach Art der Durchführung drängte die Harmonik der Entscheidung zu. Mit furchtbarer Gewalt brach die Katastrophe herein, die "Verklärungsmelodie" der Streicher blühte wunderbar auf, ernst erklang die Coda.
Reizvoll gestaltete Zeke mit den Ensembles dann den zweiten Satz Andante moderato. Es war ein friedliches Naturidyll, erinnerte allerdings mehr an Schubert als an Biedermeier-Gemächlichkeit. Als scherzoartiges Rondo gemahnte der dritte Satz an ein Lied Mahlers aus "Des Knaben Wunderhorn" mit dem Titel "Des Antonius von Padua Fischpredigt". Humor und Bissigkeit kennzeichnete diese Musik mit ihren grellen Klängen, die bei Mihaly Zeke aber nie an der Oberfläche blieben. Es war ein Zerrspiegel grotesker Parodie. Mit freudigen Siegesfanfaren trat der Trioteil auf. Etwas Drängendes setzte sich hier in geheimnisvoller Weise durch.
Im vierten Satz "Urlicht" überzeugte die Altistin Alexandra Uchlin mit warmem Timbre und bewegenden Kantilenen: "O Röschen Rot! Der Mensch liegt in größter Not!" Die Angst des Gottsuchers machte sich bemerkbar, dann schwang die Melodie zurück in die mystische Stille und Tiefe des Beginns. Diese Passage interpretierte Zeke mit den Ensembles sehr einfühlsam und überzeugend.
Im Finale gab Mahler dann eine Vision des Jüngsten Gerichts. Er begann laut Paul Bekker mit dem "wütenden Aufschrei des Entsetzens und Ekels" - und verwandelte sich in eine mystisch verklärte Sphäre voller klanglicher Geheimnisse. Glockenklang und Hornmelodien begleiteten diese Sequenz eindringlich. Hornrufe mahnten an die Gerichtsstunde, das "Dies irae"-Motiv aus dem ersten Satz erklang schauerlich. Ein Suchen und Drängen hob an, das dunkle "Dies irae" hellte sich majestätisch auf und verblasste wieder. Nun zogen die Kolonnen der Toten vorüber, drohende Bläserrufe folgten. Erlösungsvisionen hellten den grausigen Marschzug auf. Zarte Farben breiteten sich aus, aus den Celli stieg eine sehnsuchtsvolle Melodie auf. Dann erfüllten plötzlich feierliche Verklärungsklänge den Raum. Appellrufe der Trompeten sowie Vogelstimmen mündeten in den Geistergesang des Chors "Auferstehn, ja auferstehn wirst du, mein Staub, nach kurzer Ruh!" Hier sangen Mitglieder des Hochschulchors der Hochschule für Musik Mainz sowie des LandesJugendChors Rheinland-Pfalz mit erstaunlicher Strahlkraft und klanglicher Homogenität. Gewaltig schwoll die Musik immer stärker an, Orgel- und Glockenton fielen ein. Die Sopanistin Hanna Kim Koo kam im hymnischen Duett mit der Altistin Alexandra Uchlin hinzu. Noch zarter erklang das Sopransolo "Hast nicht umsonst gelebt, gelitten!" nach dem Altsolo "O Glaube". In hellstem Licht rauschhafter Begeisterung ertönten die Textworte "Zu Gott wird es dich tragen!" Ergreifend wirkte auch das machtvolle Unisono "Sterben werde ich, um zu leben!"
Am Ende Jubel, Begeisterung.