Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
WRITTEN ON SKIN von George Benjamin im Theater Bonn WRITTEN ON SKIN von George Benjamin im Theater Bonn WRITTEN ON SKIN von...

WRITTEN ON SKIN von George Benjamin im Theater Bonn

Premiere 29 Sep 2013, 18:00 H. -----

Von ≫einer neuen Oper≪ schrieb nach der Uraufführung im Juli 2012 bei den Festspielen von Aix-en-Provence der Kritiker der Welt, ≫die gute Chancen hat, nicht in der Ablage zu verschwinden≪.

Ähnlich wie sein Kollege von der Times, der in WRITTEN ON SKIN ≫ein fesselndes Werk≪ sah, urteilte die versammelte internationale Presse: Hier wurde ein Meisterwerk präsentiert. Seit jenem 7. Juli 2012 ist klar, dass George Benjamin zusammen mit Jonathan Dove, Marc-Anthony Turnage und Thomas Ades zu den führenden nicht nur britischen Opernkomponisten dieser Generation gehört. Die vielfach auch andernorts nachgespielte Uraufführungsproduktion löste allenthalben Begeisterung aus; die Oper Bonn bietet hiermit die erste Neuinszenierung dieses Sensationserfolges.

 

Kernstück ist eine bekannte Sage aus dem 13. Jahrhundert, die Geschichte des Troubadours Guillem de Cabestanh, die in einem anonymen okzitanischen Prosatext, einem ≫razo≪ überliefert wurde: Guillem war der Geliebte der Seremonda, der Gattin des Raimon de Castel Rossillon. Ihr Ehemann entdeckte den Betrug und gab seiner Frau das Herz des Guillem zu essen. Als er ihr sagte, was sie gegessen hatte, stürzte sie sich aus dem Fenster. Die Legende hielt Einzug in Boccaccios Decamerone und andere Werke, Guillem gilt seither als das Urbild des provenzalischen Troubadours, sein Schicksal ist ein tragisches Exempel.

 

In seiner Einführung zu WRITTEN ON SKIN beschreibt Librettist Martin Crimp, in welcher Weise er diesen sinistren Stoff der Gegenwart anverwandelt hat:

 

Ein reicher Landbesitzer lädt einen Künstler zu sich nach Hause ein, wo dieser ein illuminiertes Buch kreieren soll. Der Landbesitzer möchte, dass das Buch die gewaltsamen Aktionen unter seiner politischen Herrschaft in Bildern festhält und gleichzeitig die friedvolle, heimische Ordnung, die er sehr genießt, für die Ewigkeit erhält. Verkörpert wird diese Ordnung von seiner Frau Agnès, ihrer Bescheidenheit und ihrem kindlichen Gehorsam. Die Entstehung des Buches wird jedoch zum Katalysator rebellischer Gefühle der Frau. Nach ihrem ersten erfolgreichen Versuch, jemanden zu verführen, nutzt sie ihre neue intime Verbindung mit dem Künstler, um den Inhalt des Buches selbst zu beeinflussen, indem sie ihren Mann zwingt, sie so zu sehen, wie sie wirklich ist – damit legt sie den Grundstein für einen außergewöhnlichen finalen Missachtungsakt. In Form einer provenzalischen Geschichte aus dem dreizehnten Jahrhundert, wahrgenommen mit den leidenschaftslosen Augen der Engel im 21. Jahrhundert, spürt WRITTEN ON SKIN den verstörenden Konsequenzen der Selbsterkenntnis nach und untersucht die Grenzen der Macht, die ein menschliches Wesen über ein anderes haben kann.

 

In Kooperation mit dem Beethovenfest Bonn

 

Libretto von Martin Crimp nach dem anonymen okzitanischen Erläuterungstext Guillem de Cabestanh – Le coeur mang aus dem 13. Jahrhundert

In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln

 

Musikalische Leitung: Hendrik Vestmann / Thomas Wise

Inszenierung, Ausstattung: Magdolna Parditka / Alexandra Szemerédy

 

Miriam Clark als Agnès

Evez Abdulla als Protector

Terry Wey als Erster Engel / Junge

Susanne Blattert als Zweiter Engel / Marie

Tamas Tarjányi als Dritter Engel / John

 

Beethoven Orchester Bonn

 

04 Okt 19:30 H

20 Okt 18:00 H

26 Okt 19:30 H

28 Nov 19:30 H

Letzte Aufführung 05 Dez 19:30 H

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

GLUT UND FEUER -- Jubiläumskonzert 40 Jahre Kammersinfonie im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

1984 wurde dieser für die Region so bedeutende Klangkörper von Peter Wallinger gegründet. Unter der inspirierenden Leitung von Peter Wallinger (der unter anderem bei Sergiu Celibidache studierte)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT LEIDENSCHAFTLICHEM ÜBERSCHWANG -- Richard Wagners "Walküre" mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra konzertant im Festspielhaus/BADEN-BADEN

Wagner hatte die Komposition der "Walküre" im Sommer 1854 begonnen, noch vor der Vollendung der "Rheingold"-Partitur. Der Dirigent Yannick Nezet-Seguin begreift mit dem vorzüglich disponierten…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUFSTAND DER UNTERDRÜCKTEN -- "Farm der Tiere von George Orwell im Schauspielhaus Stuttgart

"Kein Tier in England ist frei!" So lautet das seltsame Motto von George Orwells "Farm der Tiere", die wie "1984" auch irgendwie eine seltsame Zukunftsvision ist. Die Tiere wie Hunde, Hühner, Schafe…

Von: ALEXANDER WALTHER

VERWIRRUNG BIS ZUM SCHLUSS -- "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano im Theater Atelier Stuttgart

Eine geschickt verwobene und raffinierte Handlung präsentiert Vladislav Grakovski in seiner Inszenierung des Kriminalstücks "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano. Spannung, Humor und…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑