In Versuch über das Sterben verbindet Nikitin die Geschichte dieses Outings mit der Geschichte seines eigenen Coming-Outs vor 20 Jahren und entwickelt draus einen utopischen Theaterabend darüber, was es bedeutet den Schritt in die Öffentlichkeit zu wagen und sich dabei angreifbar und verwundbar zu machen.
Seit über zehn Jahren verhandelt Boris Nikitin in seinen Theaterarbeiten die Frage, wie wir Wirklichkeiten und Identitäten herstellen, indem wir sie darstellen. Dabei spielen die realen Biografien der Darsteller*innen immer eine besondere, zentrale Rolle. In seinem neuen Stück vollzieht Nikitin nun einen Seitenwechsel: Als Autor, Regisseur und zugleich Darsteller verhandelt er zum ersten mal seine eigene Biografie.
Versuch über das Sterben ist ein Stück über den Blick der Anderen und über die Utopie einer Verletzlichkeit, die kein Mangel des Menschseins ist, sondern eine revolutionäre Fähigkeit.
Biografie
Boris Nikitin inszeniert in der internationalen freien Szene und an deutschsprachigen Stadttheatern. Nikitins Theaterarbeiten setzen sich seit rund zehn Jahren mit der Darstellung und Herstellung von Identität und Realität auseinander. Die Stücke suchen den Grenzgang zwischen Illusionstheater und Performance, zwischen Dokumentarischem und dem Fake. Dabei lösen sie den Widerspruch zwischen offensiven Dilettantismus und künstlerischer Virtuosität, zwischen Konzept und grosser theatraler Geste mitunter komplett auf.
In jüngster Zeit beschäftigt sich Nikitin vermehrt mit dem Verhältnis von Kunst und Krankheit. 2015 entwickelte er für das Projekt X-Wohnungen Athen die Raum-Videoinstallation Asylo Aniaton. Seine aktuellen, international tourenden Stücke Hamlet und Martin Luther Propagandastück sowie zuletzt seine Aufführung einer gefälschten Predigt über das Sterben (Staatstheater Nürnberg) widmen sich dem Verhältnis von Sterblichkeit, Verwundbarkeit und Realität.
Die vierte Ausgabe des von Nikitin initiierten und kuratierten Festivals It’s The Real Thing - Basler Dokumentartage, die im April 2019 stattfand, hatte - in Anlehnung an Antonin Artaud - ein «Theater der Verwundbarkeit» zur Überschrift.
Text und Performance Boris Nikitin
Produktion Annett Hardegen
Eine Koproduktion mit der Kaserne Basel und der Gessnerallee Zürich
In Kooperation mit FIT Lugano, FETEAG und Spielart München
Gefördert durch den Fachausschuss Tanz & Theater der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft. Das Stück ist Teil der durch die Dreijahresförderung realisierten Projekte
Weitere Vorstellungen am 14.9., 21:00 sowie am 15.9., 19:00
Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung vom 15. September.
Die Veranstaltung ist Teil des Saisonauftakts telling stories
11.–21.9.19