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Das THEATER TIEFROT in Köln und seine neue Produktion "Bruder Molière"

Köln hat eine springlebendige Theaterszene. Neben den großen städtischen Musentempeln bereichern viele kleinere und kleine Bühnen das künstlerische Erscheinungsbild. Sie kämpfen in fruchtbarer Konkurrenz, aber leider meistens mit geringen Unterstützungsmitteln um ihre Existenz. Und um die Aufmerksamkeit des Publikums. Vor vier Jahren kam ein neuer theatralischer Spielraum dazu, an der Dagobertstrasse in den ausgebauten, denkmalgeschützten Kellergewölben des Hotels "Hopper 2". Gründer und musischer Mittelpunkt ist diesmal keine junge alternative Gruppe sondern ein gestandener, recht bekannter Schauspieler, der erfolgreich an hochkarätigen Stadt- und Staatstheatern gearbeitet hat: Volker Lippmann.

 

Volker Lippmann spürte mitten in seiner Karriere unbändige Lust auf neue, selbständige Wirkungsmöglichkeiten. Er scharte ein kleines Mitarbeiterteam um sich und eröffnete im April 2002 in Köln mutig das THEATER TIEFROT .

Die erste Produktion, "Baal" von Bertolt Brecht, zeigte schon in die Richtung, die der Spielplan immer wieder verfolgt. Oft erzählt das dramatische Geschehen von großen und kleinen, freiwilligen oder unfreiwilligen Außenseitern in ihrem Aufbegehren gegen die Übermacht einer genormten, überheblichen Gesellschaft.

Das THEATER TIEFROT bringt drei Eigenproduktionen im Jahr heraus, daneben ist es auch ein Forum für andere freie Gruppen, die ihre Produktionen dort entwickeln und zeigen können.

 

So entstehen immer wieder spannende Theaterabende, die sich steigenden Zuspruchs erfreuen. Das letzte Eigengewächs des Theaters TIEFROT ist die Uraufführung des Stücks "Bruder Molière" von Gerold Theobalt, das nicht nur die Freuden und Nöte des Theaterlebens spiegelt, sondern auch - und zwar gleich in zweifacher Hinsicht - den Kampf des Künstlers oder Intellektuellen schlechthin gegen eine diktatorische Staatsgewalt. Es führt uns vor Augen, wie der kritische russische Dramatiker Michail Bulgakow in den Dreissigerjahren des letzten Jahrhunderts unter den mißtrauischen Augen von Stalin um künstlerische Freiheit rang. Sein Drama über Molière entstand unter der Knute der Zensur, er versuchte auf verlorenem Posten mit tausend Schwierigkeiten und Winkelzügen, es zur Aufführung zu bringen. Das Stück von Gerold Theobalt handelt - durch den Filter der Schilderung des bulgakowschen Schaffensprozesses - auch von Molière selbst, der 300 Jahre früher seine eigene Truppe und seine beissfreudigen Komödien dem Willkürurteil des absolutistischen französischen Königs aussetzen mußte.

 

Ein komplexes Thema, das zeitspezifisch immer aktuell sein wird. Gerold Theobalt hat es in seinem Stück mit sprachlicher und dramaturgischer Sorgfalt aufgefächert. Die Inszenierung von Uwe John nutzt klug den kleinen Raum bis weit in die Zuschauerreihen und zeichnet klar die vernetzten Spannungsbögen nach.

Das absolute Highlight des Abends ist Volker Lippmanns charismatische, hochexpressive Darstellung des Molière. Aber auch die anderen Spieler, von Bulgakow (Hans Kieseier) über die politischen Haupt- und Nebenschranzen bis zu den Komödianten um Molière und seine Geliebte (Juliane Ledwoch) geben ihren Rollen Profil.

 

Uraufführung 30.1.05, Vorstellungen am 13, 15.,16.,21.,22. und 23. April, 26. und 27. Mai

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