Über den Healing Complex
Seit dem 3. Juni 2022 betreibt Urbane Künste Ruhr in Gelsenkirchen das Projekt Healing Complex, das von der Künstlerin Irena Haiduk nach dem Vorbild antiker Heilstätten, die Kunst und Heilung miteinander verbanden, initiiert wurde. Irena Haiduks künstlerische Praxis verknüpft das symbolische Kapital des Kunstfelds mit realen Ökonomien, was in einer postindustriellen Region wie dem Ruhrgebiet besondere Relevanz besitzt. Im Wirtschaftskreislauf des Healing Complex geht es nicht um Besitz, sondern um Gebrauch und die Arbeit an einer gemeinsamen Tauschökonomie. Dafür hat Irena Haiduk den Innenraum der 2007 geschlossenen und 2014 profanierten ehemaligen St.-Bonifatius-Kirche künstlerisch neugestaltet.
Das Langzeitprojekt in dem ehemaligen Arbeiter*innen-Viertel Gelsenkirchen-Erle bietet spielerische, praktische und theoretische Impulse für eine breit gefächerte Gemeinschaft. Ziel ist ein produktives nachbarschaftliches Zusammenleben an einem informellen Lernort, an dem Wissen und Erfahrungen geteilt werden. Die Einladung an die Gastkünstler*innen knüpft an frühere Phasen des Projekts an und gibt gleichzeitig neuen Ideen Raum.
Gastkünstler*innenaufenthalt im Healing Complex
Der Aufenthalt im Healing Complex bietet in einem Zeitraum von zwölf Wochen die Möglichkeit zur intensiven Erforschung des Projekts, der vorhandenen Netzwerke und des städtebaulichen-sozialen Kontexts in Gelsenkirchen-Erle. Der Aufenthalt ist in zwei Phasen aufgeteilt: Die ersten sechs Wochen bieten sich für eine Auseinandersetzung mit dem Ort an und bieten die Möglichkeit, den Healing Complex für Recherchen und als Atelier zu nutzen, um ein situationsspezifisches Projekt zu entwickeln. An diese Konzeptionsphase schließt sich eine sechswöchige Umsetzungszeit an, in der das zuvor konzipierte Projekt vor Ort realisiert und an eine breite Öffentlichkeit adressiert werden soll.
Ausgehend von den Ergebnissen der ersten zwei Ausstellungsphasen 2022 und 2023 bietet der Aufenthalt die Option, Formen von Netzwerken zu erforschen und die Öffnung und Aktivierung künstlerischer Institutionen und urbaner Räume zu erproben. Genauso gut eignet sich der Healing Complex aber auch für eine Auseinandersetzung mit der Architektur des 1963 errichteten modernen Kirchengebäudes sowie der Geschichte des Stadtteils Erle, dessen Entstehungsgeschichte vom Bergbau geprägt ist.
Bewerben können sich professionell arbeitende Künstler*innen und Kollektive, die sich in ihrer künstlerischen Arbeit für gesellschaftliche, situations- und ortsspezifische Kontexte interessieren. Der Aufenthalt beinhaltet eine inhaltliche Betreuung, enge Anbindung an Urbane Künste Ruhr sowie ein Honorar. Eine Unterkunft in Gelsenkirchen wird gestellt.
Über Irena Haiduk
Irena Haiduk (*1982 in Belgrad) leitet das Kunstunternehmen Yugoexport, dessen Gründungslogik auf der Gleichwertigkeit, Loyalität und familiären Solidarität zwischen Menschen und Dingen basiert. Das Projekt unterhält seinen Hauptsitz in New York, wo es langsam, im Rhythmus seiner eigenen Ökonomie, agiert. Yugoexport und Irena Haiduk haben zuletzt u.a. mit der Kunst Halle Sankt Gallen (2022), dem Neuen Berliner Kunstverein (2022), der documenta 14 (2017) und dem Whitney Museum of American Art, New York (2017) zusammengearbeitet. Haiduk lehrt „art practice“ (künstlerische Praxis) am Barnard College der Columbia University in New York.
Über Urbane Künste Ruhr:
Urbane Künste Ruhr ist eine vielgestaltige, dezentrale Institution für Gegenwartskunst im Ruhrgebiet. Neben Ruhrtriennale, Tanzlandschaft Ruhr und Chorwerk Ruhr ist Urbane Künste Ruhr Teil der Kultur Ruhr GmbH mit Sitz in Bochum, deren Gesellschafter und öffentliche Förderer das Land Nordrhein-Westfalen und der Regionalverband Ruhr sind.
Mehr Informationen, die vollständige Ausschreibung des Open Call sowie das Website-Formular zum Einreichen der Bewerbungsunterlagen finden sich unter www.urbanekuensteruhr.de.