Es bietet eine Anknüpfung an das europäische Kulturhauptstadtjahr 1999: Günther Uecker, damals wie heute bedeutender Maler und Objektkünstler, hatte im Kellerraum der Häftlingskantine des Konzentrationslagers Buchenwald ein »STEINMAL« errichtet. 24 Jahre danach wird die Installation aus Steinen des Buchenwald-Steinbruchs für eine Woche auf dem Weimarer Theaterplatz zu neuem Leben erweckt: Der mittlerweile 93 Jahre alte Uecker hofft bei der Errichtung auf die Teilnahme der Weimarer Bevölkerung.
Diese Installation ist eines von zwei Projekten im Stadtraum Weimars, mit denen das Kunstfest an das 100. Jubiläum der Bauhausaustellung im August 1923 erinnert. Ausgangspunkt ist die Frage, was von der Bauhaus-Utopie eines neuen Menschen und einer veränderten Gesellschaft übriggeblieben ist. Komponist und Regisseur Marc Sinan begreift in »KRIEGSWEIHE«, einem mehrtägigen und mehrteiligen, inter-disziplinären Stadtraumkonzert, Musik als eine Form der Aufarbeitung von Traumata und der Überwindung von Konflikten. Die verschiedenen Stationen werden am 03. September über eine Prozession verbunden und münden in die Musiktheater-Performance »KILL KRIEG!« am selben Tag im Großen Haus des Deutschen Nationaltheater Weimar.
Jelena Kuljić, Protagonistin des Ensembles der Münchener Kammerspiele, trifft im Rahmen der Uraufführung eines Textes von Lydia Haider auf den legendären Leinwand- und Bühnenschauspieler David Bennent, der allegorisch den „Krieg“ verkörpern wird. Musikalisch begleitet wird der Abend vom Belgrader Ensemble Metamorphosis und Mitgliedern des Kyiv Symphony Orchestra.
Weiteres zentrales Festivalprojekt im öffentlichen Raum ist das Autor:innen-Leseprojekt »Wir sind Möglichkeiten«, bei dem 13 Positionen unterschiedlichster Provenienz zum Thema Anderssein und Ausgrenzung auf der Weimarer Agora, dem Theaterplatz, zu hören sein werden. Unter anderem mit so unter-schiedlichen Stimmen wie dem Leipziger Literaturprofessor Dirk Oschmann, der mit seiner Betrachtung zu Ost- und West-Deutschland die Spiegel-Bestseller-Liste stürmte, Krimi-Autor Max Annas, der Dramatikerin Sivan Ben Yichai oder Autorin Josephine Apraku, die zugleich Trainerin für rassismuskritische Bil-dungsarbeit ist.
Wie in den vergangenen Jahren setzt sich das Kunstfest Weimar auch mit Themen des Klimawandels und der fortschreitenden Umweltzerstörung auseinander: Dafür steht unter anderem die Uraufführung des Musiktheaters »Missing in cantu« von Komponist Johannes Staud und Thomas Köck in Koproduktion mit dem Deutschen Nationaltheater Weimar am 02.09. oder die Uraufführung des anarchischen Familien-stücks »Fällt alle Bäume« des belgischen Performance-Künstlers Benjamin Verdonck auf der Studiobühne im Deutschen Nationaltheater Weimar am gleichen Tag. Diese Projekte wurden durch die Zuwendung des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz möglich - mit einer Gesamtförderung von 30.000 Euro.
Dazu erklärt Minister Bernhard Stengele: „Kunst kann in ihrer Bedeutung nicht überschätzt werden. Gerade in fordernden Krisenzeiten brauchen wir sie dringender denn je. Kunst bietet eigenwillige Perspektiven und schafft Verständnis. In der Kunst, durch die Kunst erleben wir die Verunsicherungen angesichts der rasanten Veränderungen. Das Kunstfest wirft die Fragen auf und fängt Antworten ein: wie können wir klimafreundlich und nachhaltig leben? Dabei ist ebenso selbstverständlich wie wichtig, dass die Kunst frei ist und frei sein muss. Ihre Antwort muss den Geldgebern nicht gefallen. Sie soll und darf unbequem und wild sein.“
Das Kunstfest ist zudem mit mehreren Projekten in der Fläche vertreten: Künstlerische Busrundreisen zu durch Installationen und Performances wieder-belebten verlassenen Orten organisiert die ACC Galerie Weimar gemeinsam mit dem Kunstfest unter dem Titel »Endland« an jedem Festival-Wochenende. Zu-dem bietet das Audio-Projekt »Da lag Preßwitz schräg drinne« eine imaginäre Hör-Topografie des im Hohenwarte-Stausee überschwemmten Ortes – während einer Ruderbootsfahrt auf dem idyllischen Gewässer.
Alle Infos www.kunstfest-weimar.de