Hebels berührende Erzählung, eine seiner sogenannten Kalendergeschichten, erschien erstmals 1811. Sie beruht auf einer wahren Begebenheit im schwedischen Falun im 17. Jahrhundert und handelt davon, dass ein Bräutigam einen Tag vor seiner Hochzeit nicht mehr von seiner Arbeit in einem Bergwerk zurückkehrt. 50 Jahre vergehen, bis sein vollständig konservierter Leichnam in einem Schacht aufgefunden wird. Niemand erkennt ihn mehr, bis eine alte Frau, seine damalige Braut, hinzutritt. Nun erst kann sie von ihrem Verlobten Abschied nehmen, in der Gewissheit, dass dem unverhofften Wiedersehen bald ein weiteres folgen wird.
Komponist Alois Bröder, Jahrgang 1961, wählte die Geschichte als Vorlage einer Oper in drei Teilen für vier Gesangssolisten, Chor, Sprecher und Kammerorchester, die im Auftrag des Mainfranken Theaters entstanden ist. Gespielt wird auf der Hinterbühne im Großen Haus. Das Publikum nimmt auf den um die Spielfläche herum angeordneten Sitzen Platz und ist dem Geschehen damit besonders nah.
Nahbarkeit ist auch das Prinzip, dem sich Bröder in seiner Partitur verschrieben hat. Seine ebenso zupackende wie atmosphärische, intime Musik soll sinnlich erfahrbare Räume öffnen. Die exquisite Orchesterbesetzung mit sechzehn Musikern trägt dazu bei. Auf 164 Partiturseiten mit einer Aufführungsdauer von 75 Minuten verarbeitet Bröder die dichte, nur zwei Seiten umfassende Kalendergeschichte Johann Peter Hebels. Das Libretto fällt zugleich noch knapper aus als Hebels Text – die Musik selbst soll erzählen.
Die Inszenierung liegt in den Händen von Markus Weckesser, der bereits mit verschiedenen Arbeiten in Wien und Berlin sowie zuletzt mit Smetanas Verkaufter Braut am Theater Erfurt auf sich aufmerksam machte. Am Mainfranken Theater gibt Weckesser sein Regiedebüt. Mit Alois Bröder verbindet ihn bereits eine gemeinsame Produktion: Als die viel beachtete erste Oper des Komponisten, Die Frauen der Toten, 2013 am Theater Erfurt uraufgeführt wurde, übernahm Weckesser die Regieassistenz.
Symbolkraft hat unterdessen das Datum der Würzburger Uraufführung: Der 24. Juni, der Johannistag, ist nach volkstümlicher vorgregorianischer Zählung der längste Tag des Jahres und markiert die Sommersonnenwende. An diesem Datum („etwas vor oder nach Johannis“) wird bei Hebel zugleich der unversehrte Leichnam des jungen Bergmanns wieder aufgefunden – wie in einer Vorabbildung der Ewigkeit, in der es nur noch Tag und licht ist.
UNVERHOFFTES WIEDERSEHEN
Oper von Alois Bröder
Musikalische Leitung Enrico Calesso
Regie Markus Weckesser
Bühne Catharina Bornemann
Kostüme Götz Lanzelot Fischer
Dramaturgie Beate Kröhnert
Mit Silke Evers, Daniel Fiolka, Roberto Ortiz, Taiyu Uchiyama, N.N.
Philharmonisches Orchester Würzburg
Opernchor des Mainfranken Theaters
Weitere Vorstellungen
4.7. | 9.7. | 12.7. | 16.7.
Weitere Informationen und Tickets (Webshop) unter www.mainfrankentheater.de bzw. www.mainfrankentheater.de/webshop. Theaterkasse: T +49 931 3908-124 | karten@mainfrankentheater.de.