Keine Frage, das Werk „Raoul“ von Gershon Kingsley und Michael Kunze bietet viele besondere Ansatzpunkte. Im Zentrum des Stückes steht der heute fast legendäre schwedische Diplomat Raoul Wallenberg, der zu jener Zeit zahlreichen jüdischen Mitbürgern das Leben rettete: Er versorgte sie mit Schutzpässen, die sie zu schwedischen Staatsbürgern machten. Nach der Eroberung Budapests durch die Rote Armee wurde er von den Russen verhaftet. Bis heute ist das weitere Schicksal Wallenbergs nicht erwiesen: Die Sowjetunion erklärte, Wallenberg sei 1947 in seiner Zelle an einem Herzinfarkt gestorben, andere glauben an einen Mord, dritte schwören, ihn in späteren Jahren noch in russischen Lagern gesehen zu haben.
Die Regisseurin Julia Haebler, die in Bremen bereits die Kinderoper „Brundibar“ und zuletzt in Buxtehude die freie Produktion „Die drei Rätsel“ inszenierte, zeigt sich begeistert von dem Projekt: „Es ist ein vielschichtiges Stück, das auch gerade junge Leute einlädt, sich mit dem Holocaust auseinanderzusetzen – es geht hier nicht nur um Täter und Opfer, sondern um die Frage: Wie könnte man auch handeln…?“
Komponist Gershon Kingsley gilt als Grenzgänger zwischen Avantgarde, elektronischer Musik, Klassik und Pop. Texter Michael Kunze machte sich durch zahlreiche Musicals und Liedtexte – unter anderem für Udo Jürgens – einen Namen. Beide machen es sich zur Aufgabe, die Grenzen zwischen U- und E-Musik ein Stück weit zu durchbrechen, um ein neues Genre entstehen zu lassen. Das Bühnenbild kreiert Monika Gora, die Kostüme werden von Ildikó Debreczeni entworfen. Unter der Leitung von Tarmo Vaask werden Solisten, Chor und Kinderchor des Theater Bremen zu hören sein.