Widerstrebend folgt sie der Fremden in eine neue Stadt und wird hier in der Schule von den anderen ausgeschlossen, denn die Großmutter gilt als Spitzel und Verrückte, die in Kaffeesatz oder Blut liest.
Tapfer erträgt Emma die Peinigungen, und aus dem Misstrauen gegenüber der alten Frau entwickelt sich bald eine enge Beziehung – denn die Großmutter beginnt zu erzählen. Von ihrer eigenen Geschichte, Familiengeheimnissen und von einer Gesellschaft, in der viele Gewaltverbrechen nie verfolgt wurden. Schnell wird klar, wie verschränkt Politik und Gesellschaft mit Emmas eigener Familiengeschichte sind.
In dem viel beachteten Roman wirft Autor György Dragomán, der als Angehöriger der in Siebenbürgen lebenden ungarischen Minderheit in Rumänien aufwuchs und später nach Ungarn emigrierte, einen Blick auf Rumänien und die dort von Schrecken geprägte Umbruchszeit Anfang der 1990er Jahre. Durch die Perspektive des jungen Mädchens, für die sich mit dem gesellschaftlichen Umbruch auch der des eigenen Erwachsenwerdens ankündigt, ist es möglich, einen unvoreingenommenen Blick auf die politischen Geschehnisse zu werfen.
In einer besonderen Form der Zusammenarbeit mit Theatern in Stuttgart, Sibiu und Budapest wird eine Inszenierung aus einem gemeinsamen Probenprozess in Dresden heraus entstehen, in dem Regisseur Armin Petras mit sechs Schauspielerinnen aus Deutschland, Rumänien und Ungarn zusammenarbeitet. Das Ergebnis wird schließlich mit den jeweiligen zwei Schauspielerinnen in Dresden, Stuttgart, Sibiu und Budapest zu sehen sein.
In Koproduktion mit dem Schauspiel Stuttgart
Mit: Viktoria Miknevich, Lea Ruckpaul
Regie: Armin Petras
Bühne: Olaf Altmann
Kostüm: Katja Strohschneider
Musik: Jörg Kleemann
Dramaturgie: Anne Rietschel, Bernd Isele