Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung: "Der Freischuss" in der Neuköllner Oper BerlinUraufführung: "Der Freischuss" in der Neuköllner Oper BerlinUraufführung: "Der...

Uraufführung: "Der Freischuss" in der Neuköllner Oper Berlin

Premiere 20. Januar 2011 um 20 Uhr

Ein Stück Gegenwart von Luise Rist (Text) und Jan Müller

Wieland (Musik) nach dem Freischütz von Carl Maria von Weber

 

Dass unterschiedliche dramaturgische Möglichkeiten zu entwickeln sind, um die Sinnhaftigkeit einer aktuellen, frischen Sicht auf den „Stoff“ eines ererbten Kunstwerkes plausibel zu machen, dafür steht die Neuköllner Oper erfindungsreich seit ihrer Geburtsstunde vor mehr als 35 Jahren.

 

Grundlage ist hier ein großstädtisch verortetes Libretto, das die heutigen Orte des „deutschen Waldes“ dramatisch vor Augen führt, indem die Figuren mehr sehen und erleben, als der Schein sichtbar macht. Dass der Musik von Weber (mit der transzendenten Kraft der legendären Wolfsschlucht beispielsweise) eine hiesiger Zeit entspringende Tonkunst eher kontrapunktisch entgegentritt, hören wir in der Komposition von Jan Müller-Wieland.

 

Linn, ein Mädchen aus Mitte, auf dem Weg in die Oper. Max, ein junger Mann aus Neukölln, der darauf wartet, dass irgendetwas anfängt. Drei Minuten Wartezeit, bis die U-Bahn kommt.

 

Drei Minuten sind genug, um sich zu verlieben. Zumindest für Max. Er ist keiner, der lange nachdenkt. Das, was er sieht, prägt sich ihm ein. Eine Geste, ein Blick, ein Wort. Er hat die Gabe, Menschen zu durchschauen, hinter ihren Augen in die Tiefe zu sehen. Das, was er bei Linn sieht, zieht ihn an. Er wird sie wieder sehen. Und sie nicht mehr hergeben. Die Mutter hat Max verloren, aber auf seine Freundin wird er aufpassen.

 

Max beginnt eine Polizeiausbildung. Die Kollegen erkennen sein kriminalistisches Gespür, bald schon könnte er Karriere machen. Wenn er es schafft, sich von seiner Vergangenheit, von alten Freunden, vor allem aber von seinem Freund Tom zu lösen. Immer mehr distanziert sich Max von seinem früheren Leben, misstraut jedem, am meisten sich selbst. Er hat Angst, in seinem neuen Leben zu versagen, und klammert sich daran fest – bis er erfährt, dass das, woran er festhält, falsch ist und dass er das, was er schützt, bekämpfen muss.

 

Jan Müller-Wieland (Fanny & Schraube) und Luise Rist haben in ihrer ersten gemeinsamen Arbeit Carl Maria von Webers Freischütz in die Schluchten der Großstadt verlegt.

 

Inszenierung: Gustav Rueb

Musikalische Leitung: Hans-Peter Kirchberg / Lam Tran Dinh

Ausstattung: Emily Laumanns

Sound-Design: Heiko Schnurpel

Dramaturgie: Bernhard Glocksin

 

Mit: Nora Leschkowitz, Thorsten Loeb, Victor Petitjean, Friedhelm Ptok, Ulrike Schwab, Ilja Martin Schwärsky

 

Spieltermine: 20., 22./23., 27.-30. Januar sowie 3.-6.,9., 11., 13., 16.,18., 20., 24.-27. Februar 2011, 20 Uhr

Karten: 9,- bis 24,-; Vorbestellung unter 030 / 68 89 07 77, tickets@neukoellneroper.de

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

Großstadtklänge --- „Surrogate Cities“ von Demis Volpi in der deutschen Oper am Rhein

Auf der leeren Bühne finden sich nach und nach das Orchester, die Tänzer und Tänzerinnen ein. Die Solo Posaune setzt ein und der Zuschauer wird in den Trubel der Straßen einer Großstadt versetzt. Zum…

Von: von Dagmar Kurtz

RÄTSEL UM ERLÖSUNG --- Wiederaufnahme von Richard Wagners "Götterdämmerung" in der Staatsoper STUTTGART

Die verdorrte Weltesche spielt bei Marco Stormans Inszenierung der "Götterdämmerung" von Richard Wagner eine große Rolle. Gleich zu Beginn zerfällt die Wahrheit in seltsame Visionen, der Blick der…

Von: ALEXANDER WALTHER

NICHT AUF DEN LITURGISCHEN BEREICH BESCHRÄNKT --- Bruckners e-Moll-Messe und Motetten bei BR Klassik

Anders als die frühe d-Moll-Messe blieb die 1866 in Linz komponierte e-Moll-Messe nicht auf den liturgischen Bereich beschränkt. Die alten Kirchentonarten stehen bei der Messe in e-Moll von Anton…

Von: ALEXANDER WALTHER

GLUT UND FEUER -- Jubiläumskonzert 40 Jahre Kammersinfonie im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

1984 wurde dieser für die Region so bedeutende Klangkörper von Peter Wallinger gegründet. Unter der inspirierenden Leitung von Peter Wallinger (der unter anderem bei Sergiu Celibidache studierte)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑