Ein wertvoller Krug zerbrach dabei, worauf Evas Mutter den unschuldigen Verlobten anklagt. Körperlich übel zugerichtet hält Dorfrichter Adam Gericht und versucht mehr oder minder sprachgewandt von seiner eigenen Übeltat abzulenken.
Lügt er oder sagt er die Wahrheit? Oder beides gleichzeitig? Als mehrdeutig entpuppt sich sowohl die Lüge wie auch die Wahrheit. Sprache dient dazu, sich zu verständigen, Sachverhalte aufzuklären oder diese zu verschleiern. Auch wenn die Wahrheit nicht in der Sprache selbst zu finden ist, wird diese als wichtiges Instrument zur Wahrheitssuche benutzt.
Wie kaum ein anderer hat Heinrich von Kleist an der Bürde der Subjektivität von Sprache gelitten. Ihre unerträgliche Zweideutigkeit steht im Zentrum seiner Dichtung. Wirklichkeits- und Identitätskrisen dominieren sein schriftstellerisches Werk.
Der Regisseur und Theaterwissenschaftler Boris Nikitin beschäftigt sich in seinen Inszenierungen mit dem Medium Sprache und dem Sprechen auf der Bühne. Seine Projekte Woyzek und F wie Fälschung (nach Orson Welles) wurden beim letzten Impulse-Festival, der wichtigsten Plattform für freies deutschsprachiges Theater, als herausragende Einzelleistung ausgezeichnet.
In Graz unternimmt Nikitin mit zusammen mit dem Schauspieler Gustav Koenigs und dem Sprecherzieher Michael Jackenkroll – anhand von Kleist – eine Berufsbefragung: Eine Recherche zum Verhältnis von Sprache und Körper, Wahrheit und Schein, Fassade und Innerlichkeit.
Regie Boris Nikitin
Bühne und Kostüme Matthias Meppelink
Dramaturgie Regula Schröter
Mit Gustav Koenigs und Michael Jackenkroll