Und damit fangen die Merkwürdigkeiten erst an, denn innerhalb weniger Minuten lernt der Kleine tanzen, dann sprechen, wächst rapide, und keine Stunde später trinkt er raue Mengen Kaffee, raucht Kette und sinniert über die conditio humana. Keine leichte Aufgabe für die plötzlichen Eltern, dem hastig Christopher genannten Jungen die Geheimnisse der Welt und des menschlichen Lebens zu vermitteln, bevor er in der Midlife-Crisis angekommen ist.
In dieser pechschwarzen Komödie rast ein Dasein im Schnelldurchlauf in einen Strudel aus Familie, Glück, Liebe, Exzess, Gewalt und Depression. Nach und nach gerät Christophers Zeitraffer-Leben in der Küche von East und Naomi bedrohlich außer Kontrolle und stößt die beiden nebenbei auf ihre eigenen ungelösten Probleme. Humorvoll und berührend, aber auch grotesk und beängstigend legt das Stück unerbittlich den Finger in eine ewige menschliche Wunde, indem es die banalste und abgründigste aller Fragen radikal stellt: Wie sollen wir die Zeit nutzen, die uns an jedem einzelnen Tag auf dieser Welt gegeben ist?
Es sind stets die großen Fragen und Themen, die Noah Haidle, geboren 1978 in Michigan, zum Kern seiner Stücke macht: Es geht um Liebe und Tod, um Älter- und Altwerden, um Einsamkeit und Verlust – um ein ganzes Leben eben. Nach „Mr. Marmelade“ am Staatstheater Karlsruhe und „Skin Deep Song“ in der Spielzeit 2012/2013 am Schauspiel Essen ist „Das beste aller möglichen Leben“ bereits das dritte Stück von Haidle, das Regisseur Thomas Krupa zur Uraufführung bringt.
Deutsch von Barbara Christ
Inszenierung und Bühne: Thomas Krupa
Kostüme: Johanna Denzel
Dramaturgie: Florian Heller
Es spielen: Stefan Diekmann, Jörg Malchow, Stephanie Schönfeld.