Babylon erzählt vom Aufeinanderprallen der jüdischen und der babylonischen Kultur im antiken Orient und den unterschiedlichen Vorstellungen von Diesseits, Jenseits und göttlicher Ordnung in den beiden Gesellschaften. Der gebürtige Münchner Jörg Widmann trug lange die Idee einer Oper zu Babylon in sich. Seine ursprüngliche Faszination wurde geweckt von dem völlig anderen, für uns kaum beschreibbaren Liebeskonzept im vorantiken Mesopotamien. Und so entrollt sich in Babylon eine veritable Liebesgeschichte: Die Liebe zwischen den Hauptfiguren Tammu und Inanna geht zurück auf eines der legendärsten mythologischen Liebespaare der Babylonischen Antike, das schon Mozarts Zauberflöten-Dichter Emanuel Schikaneder inspiriert hat: zwischen dem Helden Tammuzi und Inanna, der Göttin der Liebe und des Krieges. Weitere Inspiration fand Widmann im Gilgamesch-Epos sowie bei biblischen Propheten und bekannten Psalmen.
Die monumentale Großstadt Babylon wird zum Schauplatz eines zivilisatorischen Umbruchs im Moment des Aufeinanderprallens zweier Kulturen: Während die Babylonier noch das Menschenopfer praktizieren, haben die Juden, die hier im Exil festsitzen, es bereits abgeschafft. Die Oper verfolgt diesen Konflikt über die Liebe des Exilanten Tammu zur Babylonierin Inanna, Priesterin im Tempel der freien Liebe. Als die Götter im Weltall Chaos entfesseln, werden auch die Tage auf der Erde wirr, Meteoritenhagel bedrohen die Menschen, der Euphrat verlässt sein Bett, es kommt zur Sintflut. Der Priesterkönig verspricht Ruhe und Ordnung zwischen Himmel und Erde durch ein Menschenopfer, die Babylonier begehen dies in einem rauschhaften Fest. Inanna aber steigt hinab in die Unterwelt, um den geopferten Tammu zurück ins Leben zu holen und sich mit ihm zu vereinigen. Am Ende siegt die Liebe und Versöhnung zwischen dem Himmel und den Menschen löst das alte Opfer ab. Eine vertragliche Übereinkunft begründet eine neue Weltordnung, in der wir uns noch heute befinden: die auf geordnete Wiederkehr beruhende 7-Tage-Woche.
Für die Inszenierung zeichnet Carlus Padrissa von der katalanischen Theatergruppe La Fura dels Baus verantwortlich.
Libretto von Peter Sloterdijk
In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln
Auftragswerk der Bayerischen Staatsoper
Musikalische Leitung Kent Nagano
Musik Jörg Widmann
Text Peter Sloterdijk
Inszenierung Carlus Padrissa – La Fura dels Baus
Bühne Roland Olbeter
Kostüme Chu Uroz
Video Carlus Padrissa – La Fura dels Baus
Licht Urs Schönebaum
Dramaturgie Miron Hakenbeck
Moritz Gagern
Chor Sören Eckhoff
Seele Claron McFadden
Inanna Anna Prohaska
Tammu Jussi Myllys
Priesterkönig / Tod Willard White
Euphrat Gabriele Schnaut
Skorpionmensch Kai Wessel
Ezechiel August Zirner
Septette Iulia Maria Dan
Golda Schultz
Silvia Hauer
Dean Power
Kenneth Roberson
Tim Kuypers
Septette / Der Schreiber Tareq Nazmi
Ein Bote / Utnapischtim Tölzer Knabenchor
Priester Joshua Stewart
Bayerisches Staatsorchester
Chor der Bayerischen Staatsoper
Weitere Vorstellungen
Mi 31.10.2012, Sa 03.11.2012, Di 06.11.2012, Sa 10.11.2012
Nationaltheater