Die Familie, die der japanische Regisseur Takashi Miike in seinem Film Visitor Q modellhaft vorführt, ist völlig derangiert: Ein Sohn, der seine drogenabhängige Mutter schlägt, ein Vater, der bei diesen Gewaltausbrüchen zusieht und eine inzestuöse Beziehung zur Tochter eingeht. Der Vater, ein Fernsehproduzent, ist ständig damit beschäftigt, die Exzesse von Gewalt mit seiner Kamera zu dokumentieren. In dieses zerschlagene Gefüge setzt Miike den Visitor Q: ein Eindringling ohne Geschichte, der zum vermeintlich teilnahmslosen Betrachter der grotesken Gewaltorgie in der Familie wird und diese beschleunigt. Die Figur wird zur Verlängerung des voyeuristischen Zuschauerblicks in den Film hinein.
Die Theateradaption Visitor Q am Schauspiel Dortmund ist eine Reflexion über den Zerfall der Familie als symbolische Ordnung. Aber noch mehr ist sie eine Auseinandersetzung mit den medialen Bedingungen von Film, Theater und ihren Erzähltechniken. Inwiefern ist die Darstellung von Gewalt selbst Gewaltanwendung? Und wie verhält sich der Schauspieler zu dem Umstand, dass es schlichtweg Undarstellbares gibt? Welche Wirklichkeit lässt sich noch abbilden – und wie?
Takashi Miike (*1960 in Yao, Japan) ist einer der produktivsten, innovativsten und umstrittensten Filmemacher unserer Zeit.
Mit Caroline Hanke, Eva Verena Müller, Björn Gabriel, Ekkehard Freye, Sebastian Kuschmann
Inszenierung: Martin Laberenz
Ausstattung: Oliver Helf
Kamera: Daniel Hengst
Licht: Rolf Giese
Dramaturgie: Alexander Kerlin
Regieassistenz: Liliane Koch
Inspizient: Klaus Kudert
Soufflage: Christina Hevicke
Regiehospitant: Kathrin Leneke