"Jude von Geburt, Hamburger im Herzen, im Geiste Florentiner" - ist das Leitmotiv des Gelehrten Aby Warburg (1866-1929), der durch das Studium von Bildern, Büchern und Symbolen den "Leidschatz der Menschheit" heben wollte und der als einer der Begründer der modernen Kulturwissenschaften gilt. Als Kulturhistoriker spannte er einen Bogen von Festen der Renaissance zu Tänzen der amerikanischen Indianer. Nach dem Ersten Weltkrieg verbrachte er Jahre in verschiedenen Heilanstalten. Im Sanatorium Bellevue von Ludwig Binswanger war er von April 1921 bis August 1924, wo er soweit genesen konnte, um danach sein Lebenswerk fortzusetzen: den Ausbau seiner Kulturwissenschaftlichen Bibliothek. Die Protestnote gegen die Leitung von Bellevue weist auf einen zentralen Aspekt seines Werks hin. Keinesfalls will er als Gefangener oder Häftling gelten. Energisch insistiert er, "Patient" zu sein. Er begreift sich als Gelehrter, der trotz seiner Kritik an den Religionen in der jüdischen Tradition steht. Das private Sanatorium Bellevue genoss weltweit hohes Ansehen, aus dem wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Psychiatrie in Wissenschaft und Praxis kamen. Ludwig Binswanger (1881–1966) ist als Begründer der Daseinsanalyse, einer Synthese von Psychoanalyse und Existenzphilosophie, bekannt geworden. Neben Aby Warburg waren zahlreiche Künstler und Wissenschaftler wie der Maler Ernst Ludwig Kirchner, Tänzer Vaslav Nijinsky, Dichter Simon Frank, sowie der Schauspieler und Regisseur Gustaf Gründgens seine Patienten.
Oliver Vorwerk war Schauspieler am Schauspielhaus Bochum, dem Theater des Westens in Berlin, dem Theater Bremen und dem Theater Köln. Er arbeitete u.a. mit den Regisseuren Günter Krämer, Claus Peymann und Werner Schroeter. Ab Anfang der 90er Jahre begann er, zunächst am Staatstheater Mainz, selbst Regie zu führen. 1997 und 1998 wurden seine Produktionen »Die Eroberung des Südpols« von Manfred Karge und »Gärten des Grauens« (UA) von Daniel Call zu den Bayerischen Theatertagen eingeladen und letztere auch mit dem Jurypreis ausgezeichnet. Seit 2010 arbeitet er regelmäßig und erfolgreich am Theater Konstanz. Hier inszenierte er u.a. die Uraufführung von Eva Rottmanns »Die toten Tiere«, sowie in der Spielzeit 2013/14 »Der gestiefelte Kater« nach Ludwig Tieck und Das Spiel ist aus von Sartre. 2014/15 inszenierte er »Christoph Kolumbus oder Die Entdeckung Amerikas« von Walter Hasenclever und Kurt Tucholsky, 2015/2016 »Ritter, Dene, Voss« von Thomas Bernhard. 2015/2016 eröffnete er die Spielzeit am TAK Theater in Liechtenstein mit »Gilgamesh« nach Raoul Schrott.
Gerd Zahner wurde als Autor bekannt u.a. durch seine Theaterstücke „Flüsterstadt“ über die SS-Kaserne in Radolfzell, „Boger“ über den Haupttäter in Auschwitz, der im Singener Gefängnis verstarb, „Garni“ über den Exorzismus an der Grenze zum 21. Jahrhundert, „Ich bin James Joyce, mein Name ist George“ über Joyce’s Sohn, der seine letzten Jahre in der Rosenau in Konstanz verbrachte, „In den Wiesen der Aach“, als der Terrorismus der RAF Singen erreichte, „Abgefahren. Romer.“ Über den Dettinger Kapitän, der mit seinem Faltboot den Atlantik überquerte und nicht zuletzt durch „Grenzüberschreitungen“ - Geschichten, die sich im Grenzgebiet zur Schweiz abspielten.
REGIE Oliver Vorwerk
AUSSTATTUNG Elena Bulochnikova
DRAMATURGIE Miriam Fehlker
MIT Anny De Silva (Pflegerin); Julian Härtner (Aby Warburg), Georg Melich (Ludwig Binswanger)
Bild: Aby Warburg