Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung: BLACK FLAME – A NOISE ESSAY von Manuela Infante - Volkstheater WienUraufführung: BLACK FLAME – A NOISE ESSAY von Manuela Infante - Volkstheater...Uraufführung: BLACK...

Uraufführung: BLACK FLAME – A NOISE ESSAY von Manuela Infante - Volkstheater Wien

Premiere: 30. Dezember 2022, 19:30 Uhr

Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts macht Öl die Welt aus, wie wir sie kennen. Es ist überall, seine rohe Gestalt dennoch unsichtbar. Der als schwarze Flüssigkeit bekannte fossile Energieträger ist ein Produkt von Millionen von Jahren unter der Erde kochenden toten Pflanzen und Plankton. Extrahiert und verarbeitet, dient es nicht nur als Treibstoff und Elektrizität, sondern versteckt sich in zahlreichen Alltagsmitteln wie Kunststoff, Kosmetik, Arzneimitteln und Farben.

 

Copyright: Emil Blau/Martin Geyer, Fassade Volkstheater

Öl kann also viele Gesichter und Stimmen annehmen – von Männlichkeit, Geschwindigkeit, Fortschritt, Wissenschaft, Kapitalismus und Vergänglichkeit – die sich in dieser Inszenierung in unterschiedlichsten Facetten offenbaren. Da die Petromoderne sich scheinbar dem Ende zuneigt, führt es uns zu großen Fragen: Was passiert, wenn die schwarze Flamme erlischt? Wo geht all diese Energie hin? Und wie geht das eigentlich mit dem Sterben?

Die chilenische Regisseurin, Dramatikerin und Musikerin Manuela Infante wird diese Themen und Fragestellungen zum Rohstoff Öl in einen klanggewaltig-essayistischen Theaterabend für die große Bühne übersetzen. International gilt sie als eine der interessantesten Theaterstimmen, die bekannt dafür ist, komplexe Themen in einem sinnlichen Sound-Kosmos erfahrbar zu machen. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich durchgehend mit dem Ausbeutungsverhältnis zwischen Menschlichem und Nichtmenschlichem – und wie dieses im Glauben, der Mensch sei das Maß aller Dinge ständig politisiert wird, vor allem im Sinne einer männlichen, weißen Vormachtstellung.

Die Regisseurin will in einer Art Dekolonialisierung der gängigen Theaterpraktiken neue Perspektiven entgegen dem Narzissmus des Anthropozäns schaffen. Zum Beispiel, indem sie polyphone Räume schafft, in welchen nicht gelehrt, sondern erforscht wird, wie Narrative fossil oder flüssig sein können. In Manuela Infantes essayistischer und choreographischer Auffassung von Theater wird sie jedenfalls einen Raum für Obskurität und Mysterium schaffen. „Wenn Öl nicht von Menschen extrahiert wird, findet es dennoch seinen Weg an die Oberfläche.“

Auf Deutsch mit englischen Übertiteln

mit Anna Rieser

Regie Manuela Infante
Musik/Sounddesign Diego Noguera
Bühne Michael Sieberock-Serafimowitsch
Kostüm Mona Ulrich
Lightdesign Voxi Bärenklau
Video Max Hammel
Dramaturgie Jennifer Weiss
Recherche- und Dramaturgiemitarbeit Camila Valladares

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 11 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

WUCHT UND GLANZ -- Festkonzert zum 50jährigen Jubiläum der Eröffnung des Brucknerhauses Linz mit den Wiener Philharmonikern unter Zubin Mehta

Seit ihrer Uraufführung im Jahre 1884 ist die siebte Sinfonie in E-Dur von Anton Bruckner bis heute am häufigsten gespielt worden. Die Melodienherrlichkeit strahlte bei der Aufführung mit den Wiener…

Von: ALEXANDER WALTHER

EMPFINDSAME MELODIK -- Neue CD mit Werken von Maria Theresia Paradis bei Berlin Classics

"Doch wer, wie du, den stillen, heitern Himmel im Herzen trägt, der siehet hell, der ist beglückt." Dies sagte Jakob Glatz über die Komponistin Maria Theresia Paradis. Bei diesem neuen Album mit der…

Von: ALEXANDER WALTHER

ZEITPANORAMA MIT HINTERSINN -- Gastspiel des Pfalztheaters Kaiserslautern mit Kalmans "Gräfin Mariza" im Theater HEILBRONN

Die ebenso attraktive wie reiche Gräfin Mariza kann sich vor lästigen Verehrern kaum retten. Sie ist sich aber sicher, dass diese es nur auf ihr Geld abgesehen haben. So greift sie zu raffinierten…

Von: ALEXANDER WALTHER

BILDER, DIE SICH INS GEDÄCHTNIS BRENNEN -- "Madama Butterfly" von Giacomo Puccini im Festspielhaus Baden-Baden bei den Osterfestspielen

Interessant ist, dass sich Puccini von zwei Japanerinnen für "Madama Butterfly" beraten ließ. Kawakami Sadayakko wurde als 15jährige Geisha an den japanischen Premierminister verkauft und machte…

Von: ALEXANDER WALTHER

FLIESSENDE TRANSFORMATIONEN -- Neue CD mit Viktoria Elisabeth Kaunzner (Violine) bei Solo Musica

Die Geigerin Viktoria Elisabeth Kaunzner hat hier eine innovative Auswahl an zeitgenössischen Werken von Komponistinnen für Violine und Orchester zusammengestellt - darunter Weltersteinspielungen.…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑