Öl kann also viele Gesichter und Stimmen annehmen – von Männlichkeit, Geschwindigkeit, Fortschritt, Wissenschaft, Kapitalismus und Vergänglichkeit – die sich in dieser Inszenierung in unterschiedlichsten Facetten offenbaren. Da die Petromoderne sich scheinbar dem Ende zuneigt, führt es uns zu großen Fragen: Was passiert, wenn die schwarze Flamme erlischt? Wo geht all diese Energie hin? Und wie geht das eigentlich mit dem Sterben?
Die chilenische Regisseurin, Dramatikerin und Musikerin Manuela Infante wird diese Themen und Fragestellungen zum Rohstoff Öl in einen klanggewaltig-essayistischen Theaterabend für die große Bühne übersetzen. International gilt sie als eine der interessantesten Theaterstimmen, die bekannt dafür ist, komplexe Themen in einem sinnlichen Sound-Kosmos erfahrbar zu machen. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich durchgehend mit dem Ausbeutungsverhältnis zwischen Menschlichem und Nichtmenschlichem – und wie dieses im Glauben, der Mensch sei das Maß aller Dinge ständig politisiert wird, vor allem im Sinne einer männlichen, weißen Vormachtstellung.
Die Regisseurin will in einer Art Dekolonialisierung der gängigen Theaterpraktiken neue Perspektiven entgegen dem Narzissmus des Anthropozäns schaffen. Zum Beispiel, indem sie polyphone Räume schafft, in welchen nicht gelehrt, sondern erforscht wird, wie Narrative fossil oder flüssig sein können. In Manuela Infantes essayistischer und choreographischer Auffassung von Theater wird sie jedenfalls einen Raum für Obskurität und Mysterium schaffen. „Wenn Öl nicht von Menschen extrahiert wird, findet es dennoch seinen Weg an die Oberfläche.“
Auf Deutsch mit englischen Übertiteln
mit Anna Rieser
Regie Manuela Infante
Musik/Sounddesign Diego Noguera
Bühne Michael Sieberock-Serafimowitsch
Kostüm Mona Ulrich
Lightdesign Voxi Bärenklau
Video Max Hammel
Dramaturgie Jennifer Weiss
Recherche- und Dramaturgiemitarbeit Camila Valladares