Wir schreiben das Jahr 2067 und Hannover liegt am Palmen umwehten Nordseestrand, am Himmel zieht der unvergängliche Elektroschrott seine Kreise, Europa ist in Nationalstaaten zerfallen und feiert einen sinnentleerten Friedenspreis. Mit dabei die Roboterin Carla, die sich nach Alkoholgenuss versehentlich mit rechtem Denken auflädt. Beginn der Klimakatastrophe? Der Vulkanausbruch 1815. Beginn der politischen Katastrophe? 1819 ersticht der Burschenschaftler Carl Ludwig Sand für Volk und Vaterland den Dichter August von Kotzebue. Der Autor Mehdi Moradpour öffnet mit seinem Stück einen weiten Assoziationsraum, in dem sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft begegnen.
„Wir laden Sie auf eine Party ein, die zeigt, wie die Geschichte zusammenhängt, sich schreibt und fortschreibt, ohne vorgeschrieben zu sein“, bringt Simone Sterr, die die Uraufführung als Dramaturgin von Beginn an begleitet, die Inszenierung auf den Punkt: „Das Stück springt zwischen vielen Themen, es ist sehr politisch, es verbindet die national-liberale Studentenbewegung von Anfang des 19. Jahrhunderts mit den nationalistischen rechts außen Bewegungen von heute, widmet sich den Ursprüngen des Klimawandels und der Erschaffung Künstlicher Intelligenzen, greift also vieles an der Wurzel, was uns aktuell beschäftigt. Man kann es auf einer intellektuellen Ebene komplex beschreiben, aber es gibt auch die andere Seite der Party: es ist locker, es ist sexy, es macht Spaß. Trotzdem fliegt die Welt in die Luft und davor kann man sich nicht verschließen.“
Die Regisseurin Pınar Karabulut wurde 1987 geboren. Sie studierte Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Neuere deutsche Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Nach Assistenzen an den Münchner Kammerspielen und am Theater Neumarkt in Zürich wurde Karabulut Regieassistentin am Schauspiel Köln. Dort brachte sie auch ihre ersten eigenen Inszenierungen heraus und ist dem Haus mittlerweile als Regisseurin eng verbunden. Ihre Inszenierung „INVASION!“ von Jonas Hassen Khemiri wurde zu Radikal Jung in München und zum Kaltstart Festival Hamburg eingeladen; „FURCHT UND EKEL. DAS PRIVATLEBEN GLÜCKLICHER LEUTE“ von Dirk Laucke wurde mit dem NachSpielPreis des 33. Heidelberger Stückemarktes prämiert. Neben Köln inszeniert Pınar Karabulut am Staatsschauspiel Dresden, am Volkstheater München, am Maxim Gorki Theater Berlin, am Volkstheater Wien, wo sie zuletzt mit „Endstation Sehnsucht“ für Furore sorgte und an der Volksbühne Berlin, wo sie im Mai Katja Brunners Stück „Die Hand ist ein einsamer Jäger“ zur Uraufführung bringt. Mit der Uraufführung „Attentat oder frische Blumen für Carl Ludwig“ von Mehdi Moradpour stellt sie sich in Bremen vor.
Mehdi Moradpour, Autor, Dolmetscher und Übersetzer für Farsi (Persisch) und Spanisch, geboren 1979 in Teheran, lebt seit 2001 in Deutschland. Er studierte Physik und Industrietechnik in Nur und Qazvin, Iran, und ab 2004 Hispanistik, Soziologie, Amerikanistik, Arabistik in Leipzig und Havanna. 2014 bis 2016 besuchte er den Lehrgang „Forum Text“ der uniT Graz. Für „mumien. ein heimspiel“ bekam er 2015 den Jurypreis des 3. Autorenwettbewerbs der Theater St. Gallen und Konstanz und für „türme des schweigens“ den exilDramatiker*innenpreis 2016 der WIENER WORTSTAETTEN. Er erhielt 2017 den ChristianDietrichGrabbePreis für „reines land“ und 2018 den Preis des EURODRAMNetzwerks für „ein körper für jetzt und heute“. Uraufgeführt wird dieses Stück übrigens am 6. September im Rahmen von SPIELTRIEBE in Osnabrück.
Regie: Pınar Karabulut
Bühne: Bettina Pommer
Kostüme: Tine Werner
Musik: Daniel Murena
Dramaturgie: Simone Sterr
Mit: Alexander Angeletta, Elmira Bahrami, Ferdinand Lehmann, Mirjam Rast
Mittwoch, 18. September 2019, 20:00 Uhr
Freitag, 20. September 2019, 20:00 Uhr
Freitag, 27. September 2019, 20:00 Uhr
Mittwoch, 09. Oktober 2019, 20:00 Uhr
Donnerstag, 17. Oktober 2019, 20:00 Uhr
Mittwoch, 30. Oktober 2019, 20:00 Uhr
Sonntag, 01. Dezember 2019, 18:30 Uhr