Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
TSCHECHOWS KIRSCHGARTEN - Schauspiel nach Anton Tschechow - Luzerner Theater •TSCHECHOWS KIRSCHGARTEN - Schauspiel nach Anton Tschechow - Luzerner Theater •TSCHECHOWS KIRSCHGARTEN...

TSCHECHOWS KIRSCHGARTEN - Schauspiel nach Anton Tschechow - Luzerner Theater •

PREMIERE: Samstag, 12. Oktober 2013, 19.30 Uhr. -----

Ljubow Andrejewna Ranjewskaja kehrt nach längerem Aufenthalt in Paris auf ihr hochverschuldetes Landgut nach Russland zurück. Einzige Möglichkeit, den drohenden Ruin abzuwenden, wäre der Verkauf des jahrhundertealten Kirschgartens, der abgeholzt, parzelliert und als Bauland ausgeschrieben werden könnte.

Unfähig, sich den ökonomischen Zwängen der Gegenwart anzupassen, bleibt die Ranjewskaja der Vergangenheit verhaftet und sieht ihrem schleichenden Bankrott tatenlos entgegen. Der Kaufmann Lopachin, Sohn eines ehemaligen Leibeigenen, erwirbt schliesslich Gut und Kirschgarten.

 

Tschechows 1904 uraufgeführte Komödie «Der Kirschgarten» thematisiert auf vielschichtige Weise die gesellschaftlichen Umbrüche, denen das Bürgertum ausgesetzt ist. Im Mittelpunkt steht die Gutsbesitzerin Ranjewskaja, die sich der schleichenden Ökonomisierung aller Lebensbereiche verweigert. Inwiefern kann man sagen, Ranjewskaja steht für uns alle?

 

In jedem von uns steckt etwas, was auch Ranjewskaja bewegt. Sich neuen Gegebenheiten anzupassen, ist für jeden mit Chancen und Risiken versehen. Das individuelle Leben und die gesellschaftlichen Zusammenhänge verändern sich stets, von Tag zu Tag. Wer sich an diesen Wandel leichter anpassen kann, verschafft sich ein besseres Leben, breitere Möglichkeiten des eigenen Werdegangs. Wer das nicht schafft, katapultiert sich leicht ins Abseits. Aber es gibt noch einen anderen Aspekt, den ich sehr wichtig finde. Wir sind den Umwälzungen nicht zwangsläufig hilflos ausgeliefert, sondern die Art und Weise, wie wir damit umgehen, verschafft uns eine gewisse Autonomie. In konkreten Situationen kann man das Opfer sein, aber man kann auch zum Schöpfer seines eigenen Lebens werden. Nicht immer, aber oftmals geht es auch um eine individuelle Wahl: Ist man vorbereitet oder nicht und welche Konsequenzen zieht man für das eigene Leben?

 

Der Kaufmann Lopachin, Sohn eines ehemaligen Leibeigenen, der schliesslich den Kirschgarten erwirbt, ist der Vertreter einer neuen, aufstrebenden Schicht. Würden Sie sagen, er ist der Bote einer neuen Zeit?Leute wie Lopachin sind immer die Boten einer neuen Zeit. Aber wie definiert man die Zukunft, was wird sie bringen, Besseres oder Schlimmeres? Und wo wird man selber seinen Platz finden? Das sind die Fragen, auf die jeder von uns eigene Antworten finden muss. Lopachin verkörpert eine neue Energie, er ist ein Aufsteiger, aber es gibt etwas Paradoxes in seinem Benehmen und seinen Taten. Fast alles, was er tut, ist von dem Wunsch bestimmt, den anderen möglichst ähnlich zu werden. Er strebt nach Neuem und möchte gleichzeitig so sein wie die alte Elite.

 

Das Luzerner Theater kooperiert zu Beginn der Spielzeit mit dem schweizweiten Festival CULTURESCAPES, das den Kulturaustausch zwischen der Schweiz und anderen Ländern fördert. Passend zum diesjährigen Festival-Schwerpunkt Balkan 2013 wirft ein serbisches Inszenierungsteam mit Schauspielern des Luzerner Ensembles und serbischen Akteuren einen heutigen Blick auf Anton Tschechows «Kirschgarten». Der Regisseur Predrag Štrbac widerspiegelt auf vielschichtige Weise gesellschaftliche Umbrüche. Predrag Štrbac, 1970 geboren, gehört zu den innovativsten und bekanntesten Regisseuren Serbiens. Seit 1998 arbeitet er an wichtigen Theatern der Region und ist unter anderem Hausregisseur am Serbischen Nationaltheater Novi Sad.

 

Deutsch von Angela Schanelec nach einer Übersetzung von Arina Nestieva

 

Predrag Štrbac (Inszenierung), Vesna Popović (Bühne), Dragica Laušević (Kostüme), Stefan Paul Goetsch (Musik), Cecilia de Madrazo Abad (Choreografie), Peter Weiss (Licht), Marija Karaklajić (Künstlerische Mitarbeit), Carolin Losch (Dramaturgie)

 

BESETZUNG

Sonja Damjanović, Jörg Dathe, Milan Kovačević, Juliane Lang, Bettina Riebesel, Horst Warning, Samuel Zumbühl

PRODUKTIONSTEAM

 

Alle Vorstellungen

12.10. | 17.10. | 20.10. | 27.10. | 30.10. | 2.11. | 8.11. | 14.11. | 20.11. | 22.11. | 24.11. | 30.11.2013

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 17 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

MIT RASANTEM SCHMISS -- Monrepos Open Air - Abschlusskonzert der Ludwigsburger Schlossfestspiele

Diesmal war nun endlich die lang erwartete mexikanische Dirigentin Alondra de la Parra zu Gast bei den Schlossfestspielen. Zunächst musizierte das exzellente Orchester des Goethe-Gymnasiums…

Von: ALEXANDER WALTHER

IM BAUCH DES RITTERS -- "Falstaff" von Giuseppe Verdi in der Blauen Halle - Mainfrankentheater Würzburg

In der einfallsreichen Inszenierung von Magdalena Fuchsberger (Bühnenbild und Kostüme: Monika Biegler, Video: Aron Kitzig) befindet sich die Handlung im Bauch des alternden Ritters Falstaff, der von…

Von: ALEXANDER WALTHER

LEIDENSCHAFTLICHE AUSBRÜCHE -- SWR Symphonieorchester mit Eva Ollikainen in der Liederhalle Stuttgart

Das "Märchenpoem" von Sofia Gubaidulina war eine echte Überraschung. Denn die finnische Dirigentin Eva Ollikainen arbeitete mit dem SWR Symphonieorchester die elektrisierend-durchsichtige Klangfläche…

Von: ALEXANDER WALTHER

WANDERER ZWISCHEN DEN WELTEN -- Galeriekonzert der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie in der Staatsgalerie STUTTGART

Unter dem Motto "Wanderer" fand diesmal das Galeriekonzert mit dem begnadeten Bass-Bariton Jochen Kupfer statt, der einfühlsam von Marcelo Amaral am Flügel begleitet wurde. Die Lieder von Franz…

Von: ALEXANDER WALTHER

DEM VOLKSTÜMLICHEN VERBUNDEN -- Zweiter Teil des Tschaikowsky-Zyklus' mit dem Staatsorchester Stuttgart in der Liederhalle/STUTTGART

Das Staatsorchester Stuttgart musizierte unter der elektrisierenden Leitung von Cornelius Meister im zweiten Teil des Tschaikowsky-Zyklus zunächst die selten zu hörende Sinfonie Nr. 2 in c-Moll aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑