Ein „bigotter Satyr, der sich hinter einer frommen Fassade an seiner eigenen Geilheit berauscht“, so formuliert es der Maler und Freidenker Mario Cavaradossi, der von Scarpia ins Fadenkreuz genommen wird, als er den entflohenen Polithäftling Angelotti auf seinem Villengrundstück versteckt. Für den Baron ist Cavaradossi ein willkommener Beifang. Ein kleiner politischer Triumph, aber mehr noch ein persönlicher, denn Scarpia verfolgt ein doppeltes Ziel: Er will Tosca, die temperamentvolle Geliebte des Malers und umschwärmte Sängerin. Im Palazzo Farnese stellt er sie vor eine perfide Entscheidung: Entweder ist sie ihm zu Willen oder Mario Cavaradossi muss qualvoll sterben …
Welche Verantwortung trägt die Kunst in einem totalitären System? Diese Frage ist heute aktueller denn je. Die beiden Künstler in Giacomo Puccinis 1900 uraufgeführten Oper opfern ihr Talent einem repressiven System in der trügerischen Hoffnung, sich damit wenigstens im Privaten ein Stück Freiheit bewahren zu können. Cavaradossi bemalt unentgeltlich Kirchenwände, um damit das Misstrauen der klerikalen Machthaber gegen seine liberale Gesinnung zu zerstreuen. Tosca interessiert sich nicht für Politik – sie lebt für die Kunst, von der Kunst leben kann sie jedoch nur im Dienste des Regimes. Doch aus Scarpias Spitzelstaat gibt es kein Entrinnen …
Glühende Leidenschaft und abgrundtiefes Leid, nackte Brutalität und innige Zärtlichkeit – selten hat ein Komponist explosive Emotionen so ungefiltert in Noten zu setzen gewagt wie Giacomo Puccini in „Tosca“. Aus Victorien Sardous Schauspielvorlage destillierten er und seine Librettisten mit unfehlbarem Theater-Instinkt einen brodelnden Opernthriller von cineastischem Format. Die Schönheit und Unmittelbarkeit seines musikalischen Ausdrucks verstörte seine Zeitgenossen und begeisterte die Nachwelt – heute gehört „Tosca“ zu den meistgespielten Werken der internationalen Opernbühnen. Der junge Regisseur Tobias Heyder setzt „Tosca“ für die Bühne des MiR in Szene.
NACH „LA TOSCA“ VON VICTORIEN SARDOU
LIBRETTO VON GIUSEPPE GIACOSA UND LUIGI ILLICA
UA 1900
IN ITALIENISCHER SPRACHE MIT DEUTSCHEN ÜBERTITELN
Musikalische Leitung
Rasmus Baumann
Tobias Heyder
Bühne
Tilo Steffens
Kostüme
Verena Polkowski
Christian Jeub
Kinderchor
Alfred Schulze-Aulenkamp
Dramaturgie
Anna Grundmeier
Cavaradossi
Derek Taylor
Tosca
Petra Schmidt
Scarpia
Aris Argiris
Thomas Berau
Spoletta
William Saetre
Philipp Werner
Sciarrone
Peter Rembold
Angelotti
Dong-Won Seo
Mesner
Joachim G. Maaß
Schließer
Jacoub Eisa
Hirte
Sion Choi