Viele Bürgerinnen und Bürger, unter ihnen auch zahlreiche Kultur- und Kunstenthusiastinnen und -enthusiasten, Künstlerinnen und Künstler zeigten sich in den vergangenen Wochen und Monaten besorgt und alarmiert über die vielfache Missachtung und Aushöhlung gemeinsamer gesellschaftlicher Werte in unserem Land, den Prämissen, die das Grundgesetz für unser Zusammenleben formuliert. In unterschiedlicher Form, Aktionen und Erklärungen, wurde diese Besorgnis zum Ausdruck gebracht.
»Haltung zeigen!«
Nach zwei Diktaturen auf dem Boden dieses Landes, der faschistischen Gewaltherrschaft mit immensen Verbrechen und einem sozialistischen Regime, sind wir in besonderer Weise sensibilisiert: Jeglichen Formen ideologischer Bevormundung, menschenverachtender Propaganda und extremistischer Bedrohung unserer freiheitlichen Gesellschaft treten wir entschieden auch mit künstlerischen Aussagen entgegen.
Kunst darf sich nicht instrumentalisieren lassen, sie ist in ihren Aussagen unabhängig: dies ist die Basis unserer Arbeit. Die Freiheit der Meinungsäußerung ist eine der wichtigsten Errungenschaften und Voraussetzungen unseres Gemeinwesens. Sie gilt gerade auch für die Künste. Indoktrination gleich welcher Art wehren wir ab. Unterschiedliche, auch provozierende Ästhetiken, extreme Ideen und Utopien sind unabdingbar für die künstlerische Entfaltung, und sie sind Bestandteil unseres gesellschaftlichen Konsenses.
Die vom Grundgesetz garantierten Rechte vehement zu verteidigen, ist Anliegen und Aufgabe der Kunst. Dezidiert werden wir uns daher immer wieder mit den Mitteln der Kunst positionieren gegen die Diffamierung Andersdenkender und rassistisch motivierte Gewalt, gegen jegliche Formen von Zensur und die Unterdrückung religiöser oder politischer Anschauungen, sexueller Orientierungen, sowie des Rechts der freien Meinung. Mit dieser Überzeugung und Haltung können wir gemeinsam mit vielen anderen Kulturinstitutionen dazu beitragen, unsere freiheitliche Grundordnung zu bewahren und damit auch die Freiheit der Künste.
Für das Theater Ulm
Kay Metzger, Intendant // Jasper Brandis, Schauspieldirektor // Dr. Christian Katzschmann, Chefdramaturg // Reiner Feistel, Direktor des Tanztheaters