Im Hause des wohlhabenden Pariser Bürgers Orgon herrscht Zwist. Grund dafür ist Tartuffe, ein verarmter Adeliger mit zweifelhafter Vergangenheit, der den geläuterten Christen spielt und den Orgon in seinem Haus bewirtet. Doch gibt sich Tartuffe mit der Rolle des Gastes nicht zufrieden. Er nötigt die gesamte Familie – mit der Unterstützung Orgons, der von Tartuffes Lehren und scheinbarer Frömmigkeit begeistert ist – nach den strengen Regeln seiner christlichen Doktrin zu leben.
Im Gegensatz zu Orgon durchschaut dessen Familie jedoch schnell, dass Tartuffe Religion und Moral lediglich als Maske benutzt, um seine eigenen, sehr weltlichen Interessen rücksichtslos durchzusetzen. Als Orgon beschließt, seine bereits glücklich verlobte Tochter Marianne gegen ihren Willen mit Tartuffe zu vermählen, eskaliert die Situation. Der sich auflehnende Sohn wird aus dem Haus verbannt und enterbt. Leichtgläubig bis zur Selbstaufgabe überschreibt Orgon das gesamte Familienvermögen dem mittellosen Gast. Seinen Irrtum erkennt Orgon erst, als seine Frau ihn zum unmittelbaren Zeugen von Tartuffes doppeltem Spiel macht – jedoch zu spät, wie es scheint.
In seiner von grotesker Situationskomik und bissigem Humor geprägten Komödie lässt Molière die Durchtriebenheit des Scheinmoralisten auf die Naivität des Bürgers treffen, der sich unbedarft abstrakten Idealen verschreibt und so zum manipulierbaren Objekt politisch-religiöser Agitation wird. Bereits einen Tag nach der Uraufführung am 12. Mai 1664 wurde der Tartuffe verboten, religiöse Eiferer forderten sogar die Verbrennung des Autors.
Regie führt bei Tartuffe Thomas Bischoff, der in den letzten Jahren vor allem am Düsseldorfer Schauspielhaus, dem Staatstheater Hannover und dem Deutschen Theater Berlin inszenierte. In der letzten Spielzeit setzte er Friedrich Schillers Wallenstein am Bremer Theater in Szene.