
Das tut weh und geht so: Orgon, Vater der Familie und Licht, um das sich alles dreht, findet den charismatischen Unbekannten toll. Endlich passiert mal, was anderes als die gedehnte Mittelmäßigkeit. Schon will Orgon seine Tochter Mariane an Tartuffe verheiraten und als die nicht will – was soll’s – halt die eigene Frau. Kollektiv stürzen alle in einen großen Redereigen, in dem Heuchelei, Doppelmoral, Konsumsucht, Selbstbetrug und Selbstoptimierung erst bis ins Detail zerlegt und dann wieder zusammengebaut werden.
PeterLichts Überschreibung des klassischen Molière-Stoffs ist eine rasant erzählte schwarze Komödie über Schweinemenschen und Menschenschweine, über Verkaufsstrategien und falsche Versprechen, über ein System der Blender und Verblendung, gut geschützt durch patriarchale Machtstrukturen und die Unvollkommenheit des Menschen. Mit turbulenten Textkaskaden voller irrwitziger Widersprüche demontiert Autor, Musiker und Gesamtkünstler PeterLicht uns alle – und demonstriert aufs Feinste, wie entlarvend und komisch zugleich beißende bürgerliche Selbstkritik sein kann. Anders als Molière nimmt er nicht eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe aufs Korn, sondern gleich unseren ganzen modernen Zeitgeist.
Peter Kastenmüller, bis 2019 Intendant des Theater Neumarkt in Zürich, inszeniert den bösen Spaß mit Opulenz, Musik im sommerlichen Ambiente des wunderschönen Schlossinnenhofs und gibt damit nach Inszenierungen am Staatstheater Kassel, an Schauspielhäusern in Hannover, Frankfurt und Düsseldorf, am Maxim-Gorki-Theater Berlin, Staatstheater Stuttgart, Residenztheater München und an den Münchner Kammerspielen sein Regiedebüt in Schwerin.
Regie
Peter Kastenmüller
Bühne
Michael Graessner
Kostüm
Kathi Maurer
Musik
Misha Cvijovic
Dramaturgie
Philip Klose
Besetzung
Herr Frau Pernelle
Marko Dyrlich
Orgon
Frank Wiegard
Mariane
Clara Wolfram
Valère
Till Timmermann
Tartuffe
Jonas Steglich
Elmire
Julia Keiling
Dorine
Laura Fouquet
Damis
Rudi Klein
Cleante
Maximilian Gehrlinger